Ein Frühling der großen Gegensätze
Auf spätwinterlichen März folgte extrem warmer April und Mai. Der Spätwinter ging nahtlos in den Frühsommer über
Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler
Das Saarland erlebte einen Frühling der großen Kontraste. Zuerst machte sich der Frühling im spätwinterlichen März einen faulen Lenz, ehe im extrem warmen April bereits der Frühsommer erwacht ist und auch der Wonnemonat Mai mit zeitweise hochsommerlichen Temperaturen und einem gewittrigen Ausklang einem echten Sommermonat gleich.
Bei einem Temperaturmittel von 10,3°C war der Frühling 2018 um 1,9 K zu warm im Vergleich zur gültigen Normperiode 1961-90. Legt man die 25-jährige Normperiode der Eiweiler Messreihe 1989-2013 zu Grunde, beträgt die positive Abweichung jedoch nur 1,3 K.
Dies zeigt deutlich, wie sehr sich unser Klima in so kurzer Zeit erwärmt hat – vor allem im Frühling ist besonders seit 2007 ein signifikanter Trend zur Erwärmung zu beobachten.
Zusammen mit 1999 erlebten wir diesmal den drittwärmsten Frühling der Messreihe hinter 2012 und 2011.
Mit 34 Warmen Tagen über 20°C wurde der zweite Platz hinter dem Rekordhalter 2011 mit 38 Tagen erreicht. Auch die Anzahl der Sommertage belegte den zweiten Rang mit 13 hinter dem Rekord von 2007 mit 15 Sommertagen. Im Gegensatz zum letzten Frühjahr traten aber keine Heißen Tage (ab 30°C) auf.
Auf der anderen Seite sorgte der März mit 5 Eistagen für einen neuen Frühlingsrekord. Außerdem traten mit 8 Wintertagen aufgrund der Kältewelle im März die drittmeisten der Messreihe auf.
Bei einer Niederschlagssumme von 176,9 Liter auf den Quadratmeter verlief der Frühling etwas trockener als üblich bei einem Defizit von 11 Prozent.
Mit 532 Stunden Sonnenschein schien die Sonne 7 Prozent häufiger als im langjährigen Mittel. Trübe und Heitere Tage hielten sich in etwa die Waage – es gab 25 Trübe und 23 Heitere im Frühjahr.
Der März war bei einem Mittelwert von 3,3°C um 1,7 K zu kalt. Bei den tiefsten Maxima brachte der Märzwinter einen neuen Rekord, als am 2. März ein beachtlicher Höchstwert von -4,2°C gemessen wurde.
Die Kältewelle aus dem Februar setzte sich auch an den ersten Märztagen noch fort, an drei Tagen herrschte Dauerfrost bei einem eisigen Nordostwind. Hoch HARTMUT wurde abgedrängt und die Ausläufer von Tief ULRIKE bei den Britischen Inseln lösten am 2. März eine Glatteislage aus, da sich milde Luft über die zähe, bodennahe Kaltluftschicht schob. Zuerst gab es Regen und Eisregen bei Minustemperaturen und später ging der Niederschlag in Schnee über, so dass sich bis zum Abend eine 5 Zentimeter hohe Schneedecke gebildet hatte. Bei Aufklaren trat am 3. März Nachtfrost von -8,5°C auf.
Am 4. März setzte sich aber rasch Tauwetter bei Milderung auf 6°C durch. Bis Monatsmitte blieb es unbeständig mit Regen, da sich ein milde Westlage mit den Tiefs VERENA, XENIA und YULIVA etablierte. Die Höchstwerte kletterten dabei bis auf 12°C.
Vom 16. auf den 17. März kam es allerdings zu einem drastischen Temperatursturz, als die Maxima von 12,5°C auf -1,5°C gefallen waren. Tief ZSUZSA leitete den Kälteeinbruch ein und Hoch IRENÄUS über Nordeuropa hatte sehr kalte Festlandsluft bei einem kräftigen Nordostwind im Gepäck. Es traten nochmals zwei Eistage auf. Ausgerechnet zum astronomischen Frühlingsanfang kam es zu mäßigem Nachtfrost von -7°C – der Frühling war noch auf Eis gelegt.
Am 22. März setzte vormittags Schneefall ein, der kurzzeitig noch für eine 3 Zentimeter hohe Schneedecke gesorgt hat. Jedoch wurde es gegen Abend milder und Tauwetter ließ den späten Schneespuk wegschmelzen.
Zum Monatsende wurde es unter Tiefdruckeinfluss zunehmend wechselhaft mit Regen und es blieb mild. Am 31. März wurde mit 13°C die höchste Temperatur des Monats gemessen – nach den kalten Vorwochen lag wenigstens noch am letzten Märztag ein Hauch von Frühling in der Luft, der Lenz schien endlich aus seinem Winterschlaf erwachen zu wollen.
Der zweite Frühlingsmonat April verlief extrem warm, denn bei einem Temperaturmittel von 12,1°C war er der zweitwärmste April hinter dem Rekordhalter 2007 (12,5°C).
Außerdem trat mit 28,8°C noch ein neuer Wärmerekord im April der Eiweiler Messreihe auf.
Wie so oft im vergangenen Jahrzehnt, zeigte sich der April frühsommerlich, und das eigentlich typisch launische Aprilwetter, für das der Monat so bekannt ist, blieb völlig aus.
Bei einer Regensumme von 43,2 Liter auf den Quadratmeter wurde ein Defizit von 28 Prozent aufgestellt.
Der April startete zunächst kühl und nass im Einflussbereich der Tiefs GABI und HYPATIA, die über die Nordsee nach Skandinavien zogen. Am Morgen des 2. Aprils wurde bei 0°C der letzte Luftfrost der Saison gemessen.
Rückseitig des abgezogenen Tiefdruckkomplexes etablierte sich das Hoch LEO und der lang ersehnte Frühling kam endlich in die Gänge. Mit Verlagerung des Hochdruckzentrums nach Osteuropa wurde es am 7. und 8. April rasch schon frühsommerlich warm bei Temperaturen bis 24,5°C.
Das von der Biskaya südwärts ziehende Tief JOI brachte am 10. April eine markante Abkühlung auf 10°C und ein starker Schauer ging nieder. Im Anschluss übernahm das neue Hochdruckgebiet MARTIN über Nordeuropa die Regie mit freundlichem Wetter. Jedoch wurde zur Monatsmitte die sonnige Witterung von einem Tiefausläufer unterbrochen.
Ab 16. April baute sich das kräftige Hoch NORBERT genau über Mitteleuropa auf und leitete den Frühsommer im April mit hochsommerlichen Temperaturen bis 28,8°C ein, wodurch der 20. April zum wärmsten Apriltag der Wetterstation wurde. Mitten im eigentlichen Frühling war in diesen Tagen bereits ein ungewöhnlich früher Hauch von Hochsommer zu spüren.
Aufgrund dieser raschen Erwärmung kam es in der Natur zu einer wahren Wachstumsexplosion, alles grünte und erblühte quasi im Eiltempo.
Verstärkung bekam Hoch NORBERT zudem noch vom Hochdruckgebiet ONNI, das von der Nordsee zum Baltikum zog.
Die Kaltfront von Tief MADELEINE bescherte am 23. April mit einem leichten Schauer eine Abkühlung.
In der Folge wurde es zum Monatsende wechselhafter und eine westliche Höhenströmung lenkte kühle Atlantikluft heran. Am letzten Apriltag sorgte das langsam über Deutschland hinwegziehende Tief QUITTA für stürmische Böen, Schauer und kühle Luft bei Höchstwerten von nur 13°C.
Der Mai präsentierte sich etwas zu trocken, deutlich zu warm und sehr sonnenscheinreich. Er war ein Wonnemonat, der in seinem Gepräge mehr einem Sommer- als Frühlingsmonat entsprach.
Wir erlebten zunächst aber einen unterkühlten Start in den Mai durch die Hinterlassenschaft von Tief QUITTA, die Temperaturen lagen zwischen 12 und 14°C. Mit Tiefstwerten von 0,3°C am Morgen des 2. Mai machten sich die verfrühten Eisheiligen bemerkbar, nur knapp wurde Hüttenfrost verfehlt, jedoch kam es zu Bodenfrost mit starkem Reif.
Danach stellte sich wieder rasch eine stabile Hochdrucklage dank Hoch QUINLAN ein. Es herrschte eine typische Ostströmung mit böig auffrischendem Wind aufgrund der großen Luftdruckgegensätze zum Mittelmeertief SOLVEIG. Wir erlebten wolkenlose, herrliche Frühlingstage mit langsamer Erwärmung auf über 20°C. Am 9. Mai kletterte das Thermometer auf 26°C.
Am nächsten Tag, dem Feiertag Christi Himmelfahrt, überquerte uns die Kaltfront von Tief URSULA, die jedoch nur wenige Zehntel Liter Regen gebracht hat, dafür aber eine deutliche Abkühlung auf 14°C verursachte.
Dann folgte erneut Hochdruckeinfluss dank Hoch ROLAND, das nach Osteuropa zog. Zur Monatsmitte weitete sich ein Höhentrog über Westeuropa weit nach Süden aus und das Tief VADJMA brachte Gewitter und pünktlich zu den Eisheiligen auch eine Abkühlung auf 12,5°C.
Von den Britischen Inseln verlagerte sich nachfolgend das neue Hoch SVEN zur Nordsee und es wurde mäßig warm bei Höchstwerten um 20°C.
Das letzte Maidrittel gestaltete sich gewitterreich, denn schwül-heiße Luftmassen waren wetterbestimmend. Zwischen den blockierenden Hochs TEWS und UWE über Nordeuropa und Tief WILMA über Südwesteuropa wurde feuchte, subtropische Warmluft zu uns gelenkt, wobei sich eine Tiefdruckrinne vor allem im Südwesten Deutschlands bemerkbar machte – wir lagen in einem richtigen Gewittersumpf bei einer sehr schwachen Höhenströmung.
Dabei stiegen die Temperaturen gegen Monatsende bis auf 29,3°C an und mit kräftigen Gewittergüssen ging der Mai und damit auch das viel zu warme Frühjahr mit Pauken und Trompeten zu Ende. Eine vergleichbare Unwetterserie wie im selben Zeitraum 2016 nahm damit ihren Anfang.
Auffällig in diesem Frühling war die bemerkenswerte Hochdruckdominanz, die bereits im Februar begann, und die durch eine zeitweilige Blockade der atlantischen Westströmung auch für die große Trockenheit im Norden und Osten Deutschlands verantwortlich war. Das Saarland profitierte hierbei jedoch von Tiefausläufern, die einen Umweg über West- und Südwesteuropa machen mussten, so dass die Niederschlagsbilanz hierzulande nur geringfügig negativ war.
Eiweiler, den 06. Juli 2018
Wetterstation Eiweiler