Totalausfall des Winters

Ungewöhnliche Wärmewelle um den Jahreswechsel – kein einziger Tag mit einer Schneedecke – stürmischer, nasser und sehr milder Februar

Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler

Jörg Hoffmann, 18.Oktober 2022

Der Winter 2021/22 war bei einem Temperaturdurchschnitt von 3,8°C im Vergleich zur international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 um 2,6 K zu mild. Gegenüber der aktuellen und ohnehin wärmeren Vergleichsperiode der Eiweiler Messreihe 1989 bis 2018 betrug die positive Abweichung 2,0 K.

Damit erlebten wir den fünft-wärmster Winter der Messreihe, der sich als Totalausfall erwiesen hat, denn es gab im ganzen Winter keinen einzigen Tag mit einer Schneedecke, was seit 1989 nur im Winter 2013/14 vorgekommen ist. Außerdem wurde es nicht kälter als minus 5,9°C.

Es wurden ein Drittel weniger Frosttage registriert, zwei Drittel weniger Wintertage und sogar drei Viertel weniger Eistage als im langjährigen Durchschnitt.

Nach dem trockenen Herbst fiel im Winter ausreichend Niederschlag, denn mit einer Niederschlagssumme von 245,3 Litern pro Quadratmeter wurde exakt 98,5 Prozent des Solls gemessen.

Es war ein sehr windiger Winter, an 53 Tagen war es windig und an 10 Tagen stürmisch.

Häufig herrschte im Winter die gleiche Großwetterlage, denn kräftige Sturmtiefs zogen mit einer ausgeprägten Westwinddrift über den Nordatlantik und bogen über den Britischen Inseln nach Norden, wobei Deutschland immer wieder in deren Einflussbereich geriet. Vor allem im Dezember und Februar zeigte sich eine Tiefdruck-Dominanz, während im Januar insgesamt hoher Luftdruck vorherrschend war. Bei dieser Konstellation hatten winterliche Hochdrucklagen mit einer Kältewelle absolut keine Chance.

Die Sonne erreichte mit 176 Stunden mit 96 Prozent fast ihr Soll und damit war das Saarland sogar das sonnenscheinreichste Bundesland.

Der Dezember verlief deutlich zu mild und mit einer Regensumme von 77,1 Litern auf den Quadratmeter wurde ein Defizit von einem Viertel aufgestellt. Zum Jahreswechsel sorgte eine ungewöhnliche Wärmewelle für Temperaturen bis 13,5°C, wir erlebten sogar den wärmsten Silvester- und Neujahrstag der Messreihe.

Mit 18 Frosttagen bescherte der Januar wenigstens einen kleinen Hauch von Winter, aber es gab dabei meist nur leichten Frost und wurde nicht kälter als minus 5°C. Der bei einem Mittelwert von 2,3°C um 1,8 K zu milde Monat brachte bei einer Regensumme von 84,8 mm einen geringen Überschuss von 3 Prozent.

Der Februar war bei einer Durchschnittstemperatur von 5,0°C der viert-wärmste Februar der Messreihe hinter den Top Drei aus 2007 mit 5,3°C, 1990 mit 5,4°C und dem Rekord von 2020 mit 5,6°C. Eine ungewöhnliche heftige Sturmtiefserie, die fast an den berüchtigten Februar 1990 erinnerte, sorgte für einen sehr nassen Februar mit einer Niederschlagssumme von 83,4 mm, was einen Überschuss von 26 Prozent bedeutet. Außerdem brachte der völlig unwinterliche Februar mit drei Gewittertagen einen Rekord. Oft wurden zweistellige Temperaturen bis zu 13,5°C gemessen und trotz vieler Sturmtiefs war der Februar sonnenscheinreich mit 89 Stunden, was einem Überschuss von 106 Prozent entspricht.

In der ersten Dezemberhälfte herrschte eine Tiefdrucklage über Mitteleuropa, immer wieder konnte sich dabei eine Troglage regenerieren. Aus der Frontalzone südlich von Grönland lösten sich wiederholt Wellentiefs ab und zogen nach Mitteleuropa, wo sich eine nass-kalte Witterung einstellte. Dabei kam es meist zu leichten Regenfällen, vor allem bei Durchzug des flachen Wellentiefs FRANK von Frankreich nach Deutschland gab es am 4.12. mit 15,4 mm stärkeren Regen bei Höchstwerten um 8°C, ansonsten war es zwischen 2 und 5°C oft nass-kalt.

Ab Monatsmitte stellte sich die Großwetterlage um, die kräftigen Hochs YASCHA und ZAFIRA, die ihren Schwerpunkt zwischen Westeuropa und dem südlichen Mitteleuropa hatten, übernahmen das Zepter. Wie üblich zu dieser Jahreszeit herrschte bei diesen windschwachen Hochdrucklagen trübes, bedecktes Wetter mit viel Nebel und Hochnebel. Zeitweise schaffte es aber die Sonne doch noch die Hochnebeldecke aufzulösen, wie am 16. und 17.12., als es mit Höchstwerten bis 10°C sehr mild war.

Kurz vor Weihnachten kam es mit Verlagerung des Hochs ANNI vom Nordmeer nach Deutschland zu einem Kälteeinbruch, als am 21.12 arktische Luftmassen einströmten und es am 23.12. mit mäßigem Nachtfrost von -5,9°C die tiefste Temperatur des Winters gemessen wurde. Es stellte sich kurzzeitig sonniges, oft wolkenloses Winterwetter ein, am 22.12. kletterte das Thermometer auch tagsüber nicht über den Gefrierpunkt.

Doch pünktlich zu Weihnachten war das kurze winterliche Gastspiel wieder vorbei, die Großwetterlage stellte sich abermals um und eine Westwetterlage übernahm die Regie. Die Tiefs PER, RONALD und SEBASTIAN bescherten unbeständige und regenreiche Tage.

Der Heiligabend verlief neblig-trüb mit Regen und Sprühregen bei sehr milden 7,7°C. Richtung Jahreswechsel wurde es immer milder, denn im breiten Warmsektor von Tief TOBIAS gelangte am Rande des Hochs CHRISTINE über dem Mittelmeer ungewöhnlich milde, maritime Subtropikluft, die ihren Ursprung bei den Kanaren hatte, nach Deutschland. So kletterte das Thermometer trotz bedecktem Himmels und Sprühregen am 30.12. sogar auf 13,5°C. Das Tagesmittel erreichte 12,3°C und es war so mild wie ein September- oder Maitag! Das Jahr 2021 ging an Silvester sehr mild mit 10,5°C zu Ende.

Der Einstand in den Januar verlief am Neujahrstag extrem mild unter Hochdruckeinfluss. Es war heiter und vorfrühlingshaft mild, das Hoch CHRISTINE mit Kern zwischen Südfrankreich und dem Alpenraum sorgte für Höchstwerte von 13°C, wodurch wir den wärmsten Neujahrstag der Messreihe erlebten.

Nach kurzer Wetterberuhigung verlagerte sich die atlantische Frontalzone wieder nach Mitteleuropa. Tief ÜMIT (das letzte Tief mit männlichem Namen aus 2021) brachte am 3.1. Regen.

Das von der Biskaya genau über die Mitte Deutschlands ziehende Wellentief ANNETTE hatte am 4.1. ergiebigen Regen mit einer Summe von 34,3 mm im Gepäck und es kühlte etwas ab.

An Dreikönigstag setzte sich kurz das Zwischenhoch ALEX durch, das von Frankreich nach Osteuropa zog, es wurde sonnig bei leichtem Nachtfrost. Von 7. bis 9.1. zogen die Ausläufer der Tiefs BABARA und DOREEN mit Regen durch.

Ab dem zweiten Drittel riss die Kette der Tiefdruckgebiete ab, die Großwetterlage stellte sich um und Hochdruckeinfluss stellte sich ein. Hoch BERNHARD über dem Baltikum dehnte sich nach Deutschland aus und ging mit dem von Atlantik hereinziehenden Hoch CARLOS eine Verbindung ein. Am 10.1. hielt sich ganztägig starker Nebel, es war kalt bei null Grad. Bis Monatsmitte wurde es nach Nebelauflösung häufig sonnig und wolkenlos bei milden 4 bis 8°C, während nachts leichter Frost bis -3°C auftrat.

Ab 16.1. streiften uns schwache Tiefausläufer, wobei Tief GERHILD bei neblig-trübem Wetter etwas Schnee- und Schneeregen bei null Grad brachte, der aber nicht liegen blieb. Bis zum 20.1. lagen wir am Rande des Hochs DEITER über Südosteuropa und die Ausläufer der Nordseetiefs HANNELORE und IDA brachten etwas Regen.

Am 21.1. dehnte sich von Westeuropa Hoch ERICH aus, es wurde wieder trocken, oft war es bedeckt und trüb, lediglich am 24.1. war es wolkenlos und mild bei Temperaturen um 5°C und leichtem Nachtfrost.

Gegen Monatsende erfolgte die Umstellung auf eine Nordwestlage, die Tiefs NADJA und ODETTE sorgten für Regen und sehr windig ging der Januar zu Ende.

Zu Februaranfang stellte sich eine ausgeprägte Westwindströmung ein, am Rande des kräftigen Azorenhochs HOLM zogen die Tiefs PHILINE und QUEENA von Island nach Skandinavien und beeinflussten und mit ihren Fronten. Sturmtief ROXANA bescherte am 6.2. ergiebigen Regen mit einer Tagessumme von 32,6 mm, dessen Kaltfrontpassage abends sogar ein Wintergewitter und Sturmböen im Gepäck hatte.

Vorübergehende Wetterberuhigung folgte am 9. Februar, als Zwischenhoch HOLM von Südfrankreich mit seinem Zentrum zu den Alpen wanderte, es wurde wolkenlos und vorfrühlingshaft mild mit Temperaturen von 13,5°C. Dann überquerten uns am 10. und 11. Februar die Fronten der Tiefs SARAI und TANYALAK mit etwas Regen, ehe in der westlichen Strömung das Zwischenhoch INGO rasch über Deutschland ostwärts zog, so dass zwei freundliche Tage folgte. Wenigstens nachts war mit mäßigem Frost bis -5,7°C ein Hauch von Winter spürbar, während es tagsüber sehr mild mit Höchstwerten bis 11,8°C war.

Ab Monatsmitte verstärkte sich die atlantische Frontalzone wieder und nahm direkt Kurs auf Mitteleuropa. Die Temperaturgegensätze über dem Nordatlantik zwischen den Tiefs südlich von Grönland und den Azoren wurden größer, so dass sich zahlreiche Sturm- und Orkantiefs bilden konnten. Den Anfang machte am 17.2. Sturmtief YLENIA, wobei in Tholey schwere Sturmböen bis 93 km/h auftraten.

Am 18.2. zog Orkantief ZEYNEP von den Britischen Inseln über die Nordsee rasch nach Dänemark, es wurde sehr mild bis 12°C und die Kaltfrontpassage brachte kurzzeitig peitschenden Regen und schwere Sturmböen bis 100 km/h in Saarbrücken.

Nach kurzer Wetterberuhigung brachte am 21. Februar die Kaltfront von Sturmtief ANDREA starken Regen und Gewitter, erneut gab es schwere Sturmböen. Bis zum 25. Februar blieb es turbulent und sehr mild mit Regen. Die Ausläufer von Sturmtief BIBI sorgten am 24. Februar für Regen und Sturmböen, auf der Rückseite des Tiefs gab es am 25.2. in kühlerer Luft wieder ein Gewitter.

Nach Abzug von Tief BIBI konnte sich an den drei letzten Februartagen endlich wieder Hochdruckeinfluss durchsetzen, denn Hoch KAI wanderte von Westen über Mitteleuropa nach Osten und die Strömung drehte erstmals im Februar auf Nordost. So konnte sich der turbulente und stürmische Februar doch noch versöhnlich mit wolkenlosem Wetter verabschieden – tagsüber war es mild mit Temperaturen bis 10,5°C und nachts herrschte leichter Frost.

Der Winter 2021/22 war in allen Monaten ein Totalausfall, kein einziger Tag mit einer Schneedecke hat es gegeben.