Kälterückfälle in den Frühlingsmonaten April und Mai

Gefürchtet sind im April und Mai Kälteeinbrüche, die in klaren Nächten noch Frost bringen können. Da die Luft über Nordeuropa bis in den Mai hinein noch kalt ist, spüren wir bei entsprechender Großwetterlage auch noch die letzten Winterzuckungen. Besonders gefährdet ist die aufblühende Vegetation in den Jahren, wenn nach einem sehr milden Vorfrühling im März die Entwicklung der Pflanzen schon weit fortgeschritten ist. Dann kann es zu großen Schäden bei der Obstbaumblüte und im Weinbau kommen.

In den vergangenen 25 Jahren der Eiweiler Messreihe hat es immer wieder Kaltluftrückfälle im April oder Mai gegeben. Die markantesten Ereignisse werden im Folgenden chronologisch betrachtet.

Beschreibung der Kaltlufteinbrüche im Zeitraum 1989 bis 2013:

1991: Am 17. April kommt es zu einem arktischen Polareinbruch mit einem Temperatursturz, nachdem es am 15. April noch 19°C warm war. Bis zum 24. April werden nur noch einstellige Höchstwerte von 5°C bis 8,5°C gemessen. Täglich gibt es leichten Nachtfrost; am 21. April wird mit -5°C sogar ein Rekord für die 3. Aprildekade aufgestellt. Der 20. April ist mit einem Tagesmittel von -0,2°C der späteste Wintertag in Eiweiler und zusammen mit dem 7. April 2003 auch der einzige Wintertag im April. Dieser heftigste Kaltlufteinbruch im April in 25 Beobachtungsjahren führt zum rekordkalten April der Messreihe bei einem Mittelwert von 6,4°C. Auch der Start in den Mai verläuft sehr kalt; vom 1. bis 4. Mai liegen die Maxima nur zwischen 6,5°C und 7,5°C bei geringem Nachtfrost. Es ist der kälteste Mai der Messreihe.

1995: Ausgeprägter Kaltlufteinbruch zu den Eisheiligen, die Höchstwerte erreichen am 12. Mai nur 8,5°C und am 14. Mai 10°C. Am 15. Mai kommt es zu Nachtfrost von -2,5°C und der 20. Mai beschert mit -1°C den absolut spätesten Frosttermin der Messreihe.

1996: Der kalte Mai bringt am 4. noch Frost von -1,5°C.

1997: Im April treten wiederholt Kaltlufteinbrüche auf; dabei werden vom 19. bis 21. April einstellige Höchstwerte um 9°C gemessen und es kommt zu Nachtfrost bis zu -3,5°C am 22. April.

1998: In der zweiten Aprildekade kommt es zu einem Kaltlufteinbruch. Am 14. April treten Schneeschauer bei einer Höchsttemperatur von 4,5°C auf und in den Nächten gibt es Frost von -1,5°C.

1999: Wieder tritt Mitte April ein Kälteeinbruch auf. Am 15. April gibt es Graupelschauer bei Maxima von 6,5°C und bis zum 20. April wird nachts der Gefrierpunkt erreicht.

2001: In der Osterwoche erlebt Eiweiler vom 12. April bis 22. April ein markanter Polarlufteinbruch bei einstelligen Höchstwerten und leichtem Nachtfrost. Am 18. und 20. April ist es tagsüber mit 5°C recht kalt, nachts fällt das Thermometer am 14. April auf -2,6°C und am 21. April auf -2°C. Dabei gibt es weiße Ostern, als ergiebiges Schneetreiben in der Osternacht am 15. April für eine Schneedecke von bis zu 10 Zentimeter sorgt.

2003: Ein markanter Kälteeinbruch tritt in der ersten Aprildekade mit 7 Frosttagen auf. Dabei kommt es sogar zum April-Frostrekord der Messreihe am 8. April bei -6,5°C. Der 7. April ist bei einem Tagesmittel von -0,2°C ein echter Wintertag. Mitte Mai melden sich die Eisheiligen pünktlich zu Wort; am 14. Mai ist es tagsüber bei 10°C sehr kalt und nachts fällt das Thermometer auf 2,5°C.

2005: Vom 19. bis 22. April kommt es zu einem kurzen Kaltlufteinbruch, der die Höchstwerte auf 7°C sinken lässt. Nachts gibt es Frost bis -1,5°C. Auch im Mai wird es nochmals kalt, als am 11. Mai zu Beginn der Eisheiligen (Mamertus) in der Nacht genau der Gefrierpunkt erreicht wird.

2006: Die erste Aprildekade bringt einen Kaltlufteinbruch. Nachts gibt es leichten Frost bis -3,5°C am 6. April. Ende April ist nochmals Kaltluft eingeströmt, die Höchstwerte liegen bei Graupelschauern knapp unter 10°C. Die Hexennacht ist bei 1°C empfindlich kühl und der Maifeiertag beschert Graupelschauer bei sehr kühlen 11°C.

2008: Der April überrascht mit einem Spätwintereinbruch am 6. und 7. April. Nächtlicher starker Schneefall sorgt für eine 5 Zentimeter hohe Schneedecke. Die Höchstwerte erreichen nur 3°C und am 8. April herrscht Nachtfrost von -4°C. Durch die Kaltlufteinbrüche bis in die zweite Dekade hinein treten 7 Frosttage auf.

2010: Eiweiler erlebt den kältesten Mai seit 1991. In der ersten und zweiten Dekade gibt es oft nur einstellige Höchstwerte. Am 6. Mai werden nur 6,5°C gemessen und nachts sinkt das Thermometer bis 1°C.

2011: Anfang Mai erfolgt ein Kaltlufteinbruch. Dabei bringt der 4. Mai nicht nur Bodenfrost und Raureif, sondern bei -0,2°C auch Luftfrost.

2012: Mitte Mai grüßen die verspäteten Eisheiligen mit einem Kälteeinbruch. Am 17. Mai tritt Bodenfrost und Luftfrost von 0°C auf. Tagsüber ist es kalt, am 16. Mai werden nur 12°C gemessen.

2013: Die erste Aprildekade verläuft sehr kalt bei einstelligen Maxima, die am 5. April nur 3,3°C erreichen. Am 1. April gibt es Nachtfrost von -3°C. Auch der Mai zeigt sich sehr kühl, wobei vor allem die zweite und dritte Dekade ausgesprochen unterkühlt verläuft: Zu den Eisheiligen werden am 12. Mai tagsüber nur 8°C gemessen und am 23. Mai 6,5°C.

Die schwersten Stürme im Zeitraum 1989 – 2013

1990: Die historische Jahrhundert-Sturm- und Orkanserie im Januar/Februar fordert allein in Deutschland 64 Menschenleben und richtet schwere Verwüstungen an

Ingesamt 8 Orkantiefs fegen vom 25. Januar bis 1. März 1990 über Mitteleuropa:

DARIA, HERTA, JUDITH, NANA, OTTILIE, POLLY, VIVIAN und WIEBKE.

Über dem Saarland werden dabei Windgeschwindigkeiten zwischen 100 km/h und 142 km/h gemessen.

Medienwirksame Bekanntheit erreichten vor allem die beiden letzten und stärksten Orkane dieses historischen Sturmwinters namens VIVIAN und WIEBKE. Zuvor wurden Namen von Tiefdruckgebieten oder Hochdruckgebieten in den Medien kaum erwähnt.

Die stärksten Orkanböen im Saarland an den Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes:

DARIA, 25. Januar 1990: Berus 130 km/h, Tholey 112 km/h, Saarbrücken-Ensheim 95 km/h

VIVIAN, 27. Februar 1990: Berus 137 km/h

WIEBKE, 29. Februar/1. März 1990: Berus 142 km/h, Tholey 139 km/h, Saarbrücken-Ensheim 134 km/h

26. Dezember 1999: Jahrhundert-Orkan LOTHAR

Der berühmte Weihnachts-Orkan LOTHAR zieht von Frankreich, über die Schweiz, Südwest- und Süddeutschland eine Schneise der Verwüstung. Besonders schlimm trifft es den Schwarzwald, wo Millionen Fichten umgeknickt werden. Auf dem Feldberg werden Böen von 212 km/h gemessen. Dabei wird das Windmessgerät sogar zerstört.

In Saarbrücken-Ensheim werden 130 km/h und Thoely 106 km/h gemessen.

Am zweiten Weihnachtstag entwickelt sich unter einer sehr kräftigen Frontalzone eine Wellenstörung aus dem Seegebiet südlich von Irland zu einem Orkantief. Diese zieht unter rascher Vertiefung und quasi explosionsartiger Intensivierung über Nordfrankreich hinweg nach Deutschland. Sein Tiefkern bewegt sich über Trier, Frankfurt und Jena nach Ostsachsen. Die stärksten Böen werden auf der Südseite des Orkantiefs beobachtet. Bemerkenswert sind ein starker Luftdruckabfall und ein noch rascherer Druckanstieg hinter dem Orkantief. Das großräumige Auftreten dieser extremen Drucktendenzen hat die hohen Windgeschwindigkeiten mit verursacht. Die stärkste Böe im Flachland meldet Karlsruhe mit 153 km/h, auf den Bergen wird auf dem Wendelstein der absolute Höchstwert von 259 km/h gemessen. Besonders heftig trifft es in Frankreich den Großraum Paris, wo Orkanböen bis 170 km/h gemessen werden.

Der Orkan LOTHAR ist einer der schwersten Stürme des Jahrhunderts und verursacht Schäden von 11,5 Milliarden Euro. In West- und Mitteleuropa kommen dabei 110 Menschen ums Leben, die meisten werden davon in Frankreich von umherfliegenden Trümmern erschlagen. In einer breiten Schneise vom Saarland über Baden-Württemberg bis nach Bayern werden ganze Waldgebiete vom Orkan niedergemacht. Die meisten Menschen werden von diesem verheerenden Unwetter völlig überrascht.

Dieser Orkan offenbarte auf dramatische Weise die Schwächen und Versäumnisse des damaligen Warnwesens bei Unwettern. Die von Orkan LOTHAR verursachte Wetterkatastrophe legte den Grundstein für eine grundlegende Modernisierung des Unwetter-Warnsystems. Im heutigen Internetzeitalter – 1999 war das Internet wirklich noch „Neuland“ – wird bei allen Wetterportalen rechtzeitig vor Unwettern und Stürmen gewarnt, so dass uns ein Orkan wie damals nicht mehr unvorbereitet treffen kann.

26. Oktober 2002: Orkan JEANETT

Mit orkanartigen Böen zieht der Orkan JEANNET über das Saarland, wo in Tholey 105 km/h, in Berus 104 km/h und in Saarbrücken 100 km/h gemessen werden. Besonders betroffen von diesem außergewöhnlich kräftigen Herbststurm ist die Nordhälfte Deutschlands. Im niedersächischen Goldenstedt wird sogar eine 70 Meter hohe Windkraftanlage mit dem gesamten Betonfundament aus dem Boden gerissen. In den Höhenlagen der Mittelgebirge erreicht der Orkan auf dem Fichtelberg im Erzgebirge eine Spitzenböe von 183 km/h, auf dem Feldberg werden 165 km/h registriert.

Im Gegensatz zu den anderen markanten Stürmen, die alle im Winterhalbjahr auftraten, ist Orkan JEANETT der stärkste Herbststurm in den letzten 25 Jahren gewesen.

18. Januar 2007: Orkan KYRILL

Orkantief KYRILL entwickelt sich im extrem milden Winter 2006/07, in dem eine Häufung von Westwetterlagen zu beobachten ist. Die heftige Entwicklung des Orkantiefs wird unter anderem auch durch das relativ warme Wasser des Nordatlantiks begünstigt. KYRILL entsteht über dem Ostatlantik, zieht unter Verstärkung über Schottland, die Nordsee und Dänemark nach Osten. Das große Windfeld an der Südseite des Tiefs überdeckt dabei ganz Deutschland, und es treten verbreitet sehr hohe Windgeschwindigkeiten auf, die aus dem großen Druckgefälle zwischen dem Orkantief und einem kräftigen, korrespondierenden Hoch über Spanien resultieren.

Am stärksten von den Orkanböen betroffen sind die Gebirge, die Küsten, der Osten, Nordrhein-Westfalen und besonders die Kölner Bucht. Im Flachland werden die höchsten Böen mit 144 km/h in Artern (Thüringen) gemessen. Köln meldet 130 km/h. Auf dem Wendelstein wird mit 202 km/h die stärkste Böe in Deutschland gemessen, dicht gefolgt vom Brocken mit 198 km/h.

Im Saarland treten stundenlang orkanartige Böen der Stärke 11 auf:

Berus 111 Km/h, Saarbrücken 107 km/h, Tholey 106 km/h.

Bemerkenswert an diesem Orkan ist seine lange Andauer, und so muss sogar der Bahnverkehr in Deutschland zeitweise vollständig eingestellt werden. Schwere Schäden an Gebäuden und in den Wäldern treten vor allem in Nordrhein-Westfalen auf.

1. März 2008: Orkan EMMA

In der Nacht zum meteorologischen Frühlingsanfang fegt Orkantief EMMA über Deutschland und richtet schwere Schäden an. In den Hochlagen werden auf dem Wendelstein 223 km/h gemessen, der Feldberg meldet 162 km/h. Auch über dem Flachland werden oft Orkanböen zwischen 120 und 130 km/h gemessen, wobei Chemnitz mit 151 km/h Spitzenreiter ist.

Das Saarland kommt glimpflicher davon: Tholey 120 km/h, Berus 104 km/h und Saarbrücken 101 km/h.

Das Besondere an Orkantief EMMA war, dass die stärksten Böen während der gewittrigen Kaltfrontpassage erreicht wurden.

28. Februar 2010: Orkan XYNTHIA

Am Ende des Winters kommt es zu einer kräftigen Orkantiefentwicklung. Die südliche Zugbahn des Orkans XYTNHIA war ungewöhnlich, er zieht von Portugal und die Biskaya nach Frankreich, wo er sich rasch intensivierte und über Deutschland rast.

Die stärksten Böen werden auf dem Brocken mit 180 km/h gemessen, der Weinbiet im Pfälzer Wald meldet 166 km/h. Auch im Flachland werden Orkanböen erreicht, so zum Beispiel in Trier mit 126 km/h, in Berus mit 134 km/h. Tholey meldet 118 km/h und Saarbrücken 111 km/h.

Die meisten Schäden gibt es in Frankreich und dem westlichen Deutschland. Im Saarland werden ca. 200 000 Bäume, hauptsächlich Fichten umgeworfen, wobei der Warndt am meisten betroffen ist.

Orkantief XYNTHIA ist einer der stärksten Stürme seit LOTHAR 1999.

Der Jahrhundert-Sturm-Winter 1989/90: DARIA, VIVIAN, WIEBKE

Analyse des von herausragenden Orkantiefs geprägten Winter

Am 25.01.1990 bildet sich über dem Atlantik an der Grenze zwischen Polarluft und warmer subtropischer Luft Orkantief DARIA, das über die Britischen Inseln zur Nordsee wandert und mit seinen Ausläufern auch Mitteleuropa voll erwischt. DARIA ist der erste berühmte Wintersturm als Auftakt einer beispiellosen Serie von außergewöhnlich schweren Stürmen und Orkanen, die innerhalb von fünf Wochen Deutschland heimsuchen.

Allein in der ersten Februarhälfte überqueren uns fünf Orkantiefs, vom 25. Februar bis 1. März folgen nochmals drei Orkane, darunter die berühmt-berüchtigten Jahrhundert-Orkane VIVIAN und WIEBKE! Somit treten binnen fünf Wochen gleich neun schwere Orkane in Deutschland auf, was für unsere Breiten und vor allem für das Flachland als extrem seltenes Ereignis gewertet werden kann. Absolut einmalig ist hierbei das im Zwei- bis Dreitages-Rhythmus gehäufte Auftreten der Orkantiefs in der ersten Februarhälfte, die an folgenden Tagen für Wirbel sorgen: 3./4.2 ; 7./8.2 ; 11./12.2 ; 13./14.2 ; 14./15.2

Diese dichte Abfolge der Sturm- und Orkantiefs führt zu verheerenden Schäden in Deutschlands Wäldern, vor allem bei den Fichten-Monokulturen. Ganze Fichtenbestände, besonders an den vom Wind voll ausgesetzten Südwest-Hanglagen, werden von den Orkanböen regelrecht niedergemäht, sie knicken um wie Streichhölzer. Mit jedem neuen Sturm können die von den Böen gelockerten Wurzeln dem neuen Sturm immer weniger Widerstand leisten. Bis zum 1. März sind schätzungsweise 60 bis 70 Millionen Bäume in Deutschland umgestürzt oder umgeknickt.

Noch heute sieht der aufmerksame Beobachter selbst nach mehr als 20 Jahren in so manchen Wäldern noch die Baumstümpfe der umgeknickten Fichten, so zum Beispiel in Eiweiler an der Banngrenze zu Reisbach (Golocher Wald). Andere von den Stürmen zerstörte Waldflächen haben sich mit Birken wieder selbst aufgeforstet.

Die Ursache für diese Stürme liegt in einer ungewöhnlich intensiven Westdrift, die im Januar und Februar 1990 den gesamten Nordatlantik, West- und Mitteleuropa beherrscht. In dieser starken Westwindströmung entwickeln sich die Randtiefs aufgrund der großen Temperaturgegensätze auf engem Raum nahezu explosionsartig zu kräftigen Sturmzyklonen. Eine Wetterberuhigung kann sich in den Zwischenhochs kaum durchsetzen. An der Nordsee kommt es zu schweren Sturmfluten.

Am 26. Februar 1990 rast Orkan VIVIAN über Deutschland hinweg und die Rosenmontagsumzüge müssen sogar abgesagt werden. Der Orkan fegt über Nordfrankreich, Holland, Benelux, Deutschland bis nach Österreich. Dabei werden Geschwindigkeiten von bis zu 183 km/h in den Hochlagen, an den Küsten bis 152 km/h und selbst im Flachland verbreitet 120 bis 140 km/h erreicht.

Der Höhepunkt des Sturm-Winters ist auch gleichzeitig das letzte und schwerste Orkantief zum Monatswechsel in der Nacht zum 1. März 1990, als Orkan WIEBKE über England, Frankreich und Deutschland tobt.

Ursachen der Häufigkeit und Intensität dieser für mitteleuropäische Verhältnisse ungewöhnlichen Jahrhundert-Stürme:

Aufgrund der enorm großen Temperaturunterschiede über dem Nordatlantik – unserer Wetterküche – zwischen Subtropikluft und kalter Polarluft wird große Energie und Dynamik freigesetzt, wodurch ideale Entwicklungsbedingungen für mächtige Sturmtiefs gegeben sind. Ist das Gefälle zwischen hohem und tiefem Luftdruck auf engem Raum besonders groß, so entsteht durch den großen Druckunterschied ein Sturmtief. Azorenhoch und Islandtief sind im Winter 1989/90 besonders stark ausgeprägt, was eine typische, zyklonale Westwindströmung hervorgerufen hat. Gerade in diesem Winter erreicht die Temperaturdifferenz zwischen Nordatlantik und Mitteleuropa im Orkanmonat Februar 1990 einen Rekordwert, er ist um 10°C größer als normal.

Außerdem ist der Februar 1990 gleichzeitig der wärmste Februar, der in weiten Teilen Europas gemessen wird. An der Wetterstation Eiweiler erreicht er ein Mittelwert von extrem milden 5,4°C.

Von den Temperaturen her ist er eher ein Vorfrühlings- als Wintermonat, denn vom eigentlichen Winter fehlt jede Spur. Hinzu kommt, dass ein osteuropäisch-sibirisches Kältehoch gänzlich fehlt – ein Winterhoch hält sich nur über einer Schneedecke, die bei den hohen Temperaturen auch über Osteuropa nicht vorhanden ist. Darum verlassen die nordatlantischen Sturmtiefs ihre gewohnten Zugbahnen im Winter und ihr Gabelpunkt ist ungewöhnlich weit ostwärts nach Mitteleuropa verschoben, während sie sich üblicherweise westlich der Britischen Inseln in zwei Richtungen entwickeln: Zum einen ziehen sie zwischen Island und Schottland nach Nordosten und ein Teil über die Biskaya ins Mittelmeer. Jedoch kann durch die fehlende Blockierung des Hochs über Osteuropa die milde Atlantikluft mit ihren Sturmtiefs quasi ungebremst und mit voller Wucht sehr weit nach Osten vorankommen. Das ortfeste Tiefdruckzentrum zeigt im Winter 1989/90 eine extrem hohe Luftdruckabweichung von mehr als 25 Hectopascal von der Norm.

All diese Faktoren erklären letztendlich in der Rückschau, wieso es zu einer derart schweren Sturm-Serie kommen konnte, die als einmaliges Jahrhundert-Ereignis eingestuft werden kann.

Foto: SWR
Schwere Verwüstungen durch Orkan WIEBKE auch in den Fichtenwäldern im Hunsrück

Strenge Kältewellen im Winterhalbjahr in Eiweiler

Januar / Februar 1991:

Vom 14. Januar bis 18. Februar 1991 hatte der Winter uns mit einer strengen Kältewelle bei einer ununterbrochenen Dauerfrostperiode fest im eisigen Griff.

– 45 Frosttage in Folge traten vom 12. Januar bis 25. Februar 1991 auf.

– 39 Wintertage in Folge vom 13. Januar bis 20. Februar 1991.

– 33 Eistage in Folge vom 14. Januar bis 18. Februar 1991.

Es handelte sich dabei um die absolut längste und strengste Kältewelle der 25-jährigen Messreihe!

Im Januar herrschte tagsüber leichter Frost zwischen null und minus 3°C, während nachts zunächst leichter bis mäßiger Frost bis minus 8°C auftrat, gegen Monatsende fiel das Quecksilber dann bis minus 12°C.

Der Februar brachte eine deutliche Frostverschärfung, an 9 Tagen gab es strengen Frost, davon 5 Tage in Folge. Höhepunkt der Kältewelle war der 6. und 7. Februar 1991, als Tageswerte von minus 12,5°C (6.2) und Tiefstwerte bis minus 16,5°C (7.2) gemessen wurden.

Bei einer negativen Abweichung von fast 5 Grad wurde der Februar 1991 bei einem

Mittelwert von -3,7°C zum absolut kältesten Monat der Messreihe.

Dezember 1991:

In der Adventszeit trat vom 9. bis 16. Dezember eine Kältewelle auf. Es gab insgesamt 7 Eistage und 8 Wintertage in Folge, wobei in drei Nächten strenger Frost bis zu minus 12,6°C gemessen wurde. Dabei herrschte wolkenloses Winterwetter mit klassischem Nordostwind.

Januar 1992:

In der letzten Januardekade kam es vom 21. bis 28. zu einer Kältewelle mit einmaligem, strengem Nachtfrost von minus 10°C.

Dezember 1992 / Januar 1993:

Die Weihnachtszeit war durch eine Kältewelle geprägt, die vom 25. Dezember bis 5. Januar andauerte. Es traten 12 Eistage in Folge zwischen 0 und -6,5°C auf, sowie ebenfalls 12 Wintertage. Dabei kam es zu mäßigen bis strengen Nachtfrösten; vier Mal fiel die Temperatur unter minus 10°C. Vom 3. bis 5. Januar lagen die Tiefstwerte zwischen -11,6°C und -12,4°C.

Es herrschte wolkenloses und trockenes Winterwetter.

Februar 1993:

Wir erlebten einen sehr kalten Februar, der bei einem Mittelwert von -2,2°C fast vier Grad zu kalt war und damit zum zweitkältesten Februar der Messreihe gehört. Zuerst herrschte leichter bis mäßiger Nachtfrost, es war oft trüb und bedeckt. Nach Schneefällen ab 21. Februar kam es zu einer Frostverschärfung, so dass am 24. und 25. Februar strenger Nachtfrost von -12,5°C gemessen wurde.

Februar 1994:

Vom 12. bis 22. Februar kam es zu einer Kältewelle mit 5 Eistagen und 10 Wintertagen in Folge. An drei Tagen, vom 19. bis 21. Februar trat strenger Nachtfrost zwischen -11,5°C und -14,5°C auf.

Januar 1995:

Im ersten Monatsdrittel herrschte eine Kältewelle, wobei 9 Winter- und 8 Eistage in Folge auftraten. An zwei Tagen kam es zu strengem Nachtfrost bis -11°C.

Dezember 1995 / Januar 1996:

Genau im Zeitraum der weihnachtlichen Festzeit, vom 26. Dezember bis Dreikönigstag 6. Januar hatte uns eine Kältewelle mit mäßigem bis strengem Nachtfrost fest im Griff. Am 28. Dezember sanken die Tiefstwerte auf -10°C. Es traten insgesamt 12 Wintertage in Folge auf.

Januar / Februar 1996:

Sehr kalte Wintermonate, zunächst meist mäßiger Nachtfrost bis minus 8,5°C, erst am 23. Februar strenger Frost bis minus 11,5°C. Im Januar traten 22 Eistage (Dauerfrost) auf. Außergewöhnliche Dominanz der Nordost-Winde von Dezember bis Februar: 43,0 % Anteile Nordostwind im Dezember und im Januar sogar 48,3% . Die Windrichtungen Südwest bis Nordwest traten überhaupt nicht auf.

Dezember 1996 / Januar 1997:

In einem rund vierwöchigen Zeitraum herrschte eine sehr lange, sibirische Kälte- und Schneeperiode; es kam zur zweitlängsten Eiszeit der 25-jährigen Messzeit!

Vom 21.12.1996 bis 17.01.1997 traten 28 Wintertage in Folge auf; vom 21.12.1996 bis 16.01.1997 kam es zu ununterbrochenem Dauerfrost bei 27 Eistagen in Folge. Außerdem herrschte vom 25.12.1996 bis 02.01.1997 in 9 Nächten strenger Frost zwischen -10°C und -16,5°C ohne Unterbrechung, was bis Februar 2012 einen Rekord dargestellt hat.

Nach leichter Frostabschwächung in den Nächten ab 03. Januar kam es vom 13. bis 16. Januar 1997 wieder zu strengen Nachtfrösten bis -13,5°C.

Auch die Höchstwerte lagen im Zeitraum vom 24.12.1996 bis 12.01.1997 im Bereich zwischen -3°C bis -11,5°, wobei besonders eisige Kälte tagsüber vom 24.12.1996 bis 03.01.1997 geherrscht hat (-5,5°C bis -11,5°C). Die Eiszeit im Dezember 1996 und Januar 1997 lässt sich sehr gut an den Windrichtungsanteilen ablesen, denn Südwestwind trat nicht auf, während Nordostwind mit 34,4% im Dezember und im Januar sogar mit 40,9% dominierte.

So ist es nicht verwunderlich, dass der Dezember 1996 der zweitkälteste der Messreihe ist und der Januar 1997 bei einem Mittelwert von -3,3°C (fast vier Grad zu kalt im Vergleich zur Norm) zum absolut kältesten Januar der Eiweiler Messreihe wurde.

Januar / Februar 1998:

In der 3. Januardekade und zu Februarbeginn erlebten wir eine Kältewelle mit 15 Wintertagen in Folge. Dabei kam es in den Nächten zum mäßigem bis strengen Frost – am 28.01.1998 wurden -11°C gemessen, am 01. und 02. 02.1998 sank das Thermometer auf bis zu -13,5°C.

Januar 2000:

Gegen Monatsende gab es eine kurze, aber heftige Kältewelle: Es traten 6 Wintertage in Folge auf und 4 Eistage. In vier Nächten herrschte strenger Frost bis zu -11,5°C.

Dezember 2001 / Januar 2002:

Eine lange, fünfwöchige Kälte- und Schneeperiode hatte uns vor Mitte Dezember bis Ende der 2. Januardekade fest im Griff. Zuerst traten vom 13.12.2001 bis 27.12.2001 12 Wintertage in Folge auf. 2 Mal kam es zu strengem Frost, am 23.12.2001 bei -16,5°C und am 24.12.2001 wurde die zweittiefste Temperatur der Messreihe mit -18,5°C erreicht.

Dann folgten vom 29.12.2001 bis 18.01.2002 21 Wintertage in Folge, von denen zwischen dem 30.12.2001 und dem 06.01.2002 8 Eistage auftraten, wobei die Höchsttemperatur auf -6,5°C gesunken war. Unter -10°C sank das Thermometer in diesem Zeitraum in 4 Nächten, das Minimum wurde am 05.01.2002 mit -13,5°C erreicht.

Starker Nebel bei strengem Frost von -10°C verwandelte am Morgen des 02.01.2002 die Landschaft in ein beeindruckendes Wintermärchen mit starken Raureifablagerungen, was besonders an Bäumen und Sträuchern herrlich anzusehen war. Zahlreiche Fotos dokumentierten dieses seltene, vergängliche Naturschauspiel der wie mit Zuckerguss so filigran überzogenen Äste und Zweige der Bäume. Dieser 02. Januar 2002 war der einzige Wintertag meiner Messreihe, der solch starken Raureif gebracht hatte.

Januar 2003:

Vom 04.01. bis 13.01.2003 trat eine Kältewelle auf. Dabei kam es zu 9 Winter- und Eistagen in Folge. Strenger Nachtfrost trat vier Mal auf, und zwar vom 08.01. bis 10.01. und am 12.02.

Die Tiefstwerte sanken bis auf -12,5°C. Die Höchstwerte erreichten minimal -8,5°C.

Februar 2003:

Während des ganzen Monats herrschte eine Kältewelle, es traten 25 Frosttage auf. Zu Monatsbeginn herrschte strenger Frost von -10°C. Danach meist leichter bis mäßiger Nachtfrost. Dauerfrost trat jedoch nur an 7 Tagen auf.

Dezember 2003 / Januar 2004:

Zum Jahreswechsel stellte sich eine kurze Kältewelle ein. Vom 30.12.2003 bis 05.01.2004 gab es 7 Wintertage in Folge und einmal trat strenger Frost von -11,5°C auf.

Januar 2005:

Eine kurze Kältewelle erlebten wir in der letzten Dekade vom 24.01. bis 30.01.2005, als 7 Wintertage auftraten und am 29.01.2005 strenger Nachtfrost von -10°C gemessen wurde.

Februar / März 2005:

Die strengste spätwinterliche Kältewelle der Messreihe brachte am 01.03.2005 sogar einen März-Rekord von -15,5°C!

Vom 15.02. bis 07.03.2005 gab es 21 Wintertage in Folge. Zum Monatswechsel wurde außerdem drei Mal strenger Nachtfrost in Folge gemessen (-12°C, -15,5° und -11,5°).

Januar / Februar / März 2006:

Zwischen der 3. Januardekade und Anfang Februar herrschte eine Kältewelle mit 16 Frosttagen in Folge. Zunächst herrschte mäßiger Nachtfrost, am 03.02.2006 trat strenger Frost von -10,5°C auf. Nach zwischenzeitlicher Milderung setzte sich in der letzten Februardekade bis Mitte März eine spätwinterliche Kältewelle mit Schneedecke fest.

Ergiebige Schneefälle sorgten zu Märzbeginn für hochwinterliche Verhältnisse mit einer Schneehöhe bis 22 cm. Nachts trat mäßiger Frost bis -9°C auf. In diesem Zeitraum traten 17 Wintertage auf.

Januar 2009:

Die erste Monatshälfte brachte eine Kältewelle mit 13 Winter- und 11 Eistagen in Folge. Dabei trat sieben Mal (davon vier Mal in Folge) strenger Nachtfrost zwischen -10°C und -14°C auf.

Dezember 2009 mit Jahrhundert-Kälterekord seit 1956:

Vom 13.12.2009 bis 21.12.2009 herrschte eine Kältewelle mit 9 Wintertagen in Folge. Dabei wurde in der Nacht zum 20.12.2009 mit -19°C die tiefste Temperatur der Messreihe und gleichzeitig einer neuer Kälterekord für das Saarland seit 1956 aufgestellt.

Januar 2010:

Bei einem Mittelwert von -2,2°C erlebten wir einen sehr kalten und strengen Wintermonat. Zunächst traten vom 02.01.2010 bis 16.01.2010 15 Wintertage in Folge auf, wobei es an 2 Tagen zu strengem Frost in Folge bis -12,5°C kam. Vom 23.01. bis 02.02.2010 folgten wiederum 11 Wintertage in Folge. In diesem Zeitraum gab es zwei Mal strengen Nachtfrost bis -11°C.

Dezember 2010:

Der Dezember ging als Wintermonat mit den Jahrhundert-Schneefällen in die Geschichte ein. Vom 24.12.2010 bis 05.01.2011 herrschte eine strenge Kältewelle mit 13 Wintertagen in Folge. An Weihnachten 2010 wurde sehr strenger Frost gemessen; am 25.12. sanken die Minima auf -15°C und am 26.12. am Morgen auf -16°C.

Februar 2012:

Es herrschte eine sibirische Kältewelle vergleichbar mit der von Februar 1991. Im Hinblick auf die Andauer des strengen Frostes bedeutete sie sogar die strengste und längste Periode der Messreihe! An 10 Tagen sanken die Minima unter -10°C, was einen absoluten Rekord für den Februar und den Winter der Messreihe darstellt. Vom 01.02. bis 13.02.2012 herrschte Dauerfrost, der tagsüber leicht bis mäßig war, am 07.02.2012 herrschte sogar strenger Frost von -10°C als Höchsttemperatur. Die Tiefstwerte sanken am 07.02.2012 auf -15°C. Es herrschte wolkenloses Bilderbuch-Winterwetter bei eisigem Nordostwind und nur einigen Schneeflecken. Bei einer richtigen Schneedecke wären die Temperaturen noch tiefer gefallen. Erstmals seit Januar 1997 trieben auf der Saar in Saarbrücken wieder zahlreiche Eisschollen und auf den Felsenwegen in Sankt Arnual sah man bizarre Eiszapfen in allen Größen. Diese strenge Kältewelle war ein Jahrzehntereignis.

Dezember 2012:

Vor der Monatsmitte herrschte eine kurze Kältewelle bei einmaligem strengen Frost von -10,2°C.

Februar 2013:

Es gab eine mäßige Kältewelle mit Nachtfrösten bis -7,7°C.

März 2013:

Der Spätwinter machte sich mit einer kräftigen Kältewelle um die Monatsmitte bemerkbar. Am 15.03.2013 kam es zu strengem Frost von -10,5°C, was einem Dekaden-Rekord für die 2. Märzdekade bedeutet. Insgesamt gab es im März 22 Frost-, 9 Winter- und 2 Eistage.