2020/21: Ein milder und nasser Winter

Auf viel zu milden Dezember folgte ein winterlicher Januar und ein Februar der großen Kontraste mit Kältewelle und extremer Wärmewelle

Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler von Jörg Hoffmann

Der Winter 2020/21 war bei einem Temperaturdurchschnitt von 3,2°C im Vergleich zur international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 um 2,0 K zu mild. Gegenüber der aktuellen Vergleichsperiode der Eiweiler Messreihe 1989 bis 2018 betrug die positive Abweichung 1,5 K.

Die höchste Temperatur wurde Ende Februar mit 19,7°C gemessen, während das Minimum des Winters am 16. Januar -11,0°C erreicht hat.

Im Vergleich zu seinem extrem milden Vorgänger traten zwar etwas mehr Frost-, Winter- und Eistage auf, dennoch verbuchte der Winter bei den Frosttagen ein Defizit von 20 Prozent, bei den Wintertagen von 40 Prozent und bei den Eistagen sogar 58 Prozent gegenüber der Norm.

Anderseits zeigte sich der Winter überraschend schneereich, denn 23 Tage mit einer Schneedecke bedeuten 6 mehr als üblich und 21 mehr als im letzten Winter.

Mit einer Niederschlagssumme von 300,6 Litern pro Quadratmeter wurde ein Überschuss von 21 Prozent im Vergleich zur Norm aufgestellt und somit konnte im Winter die Trockenheit aus dem Vorjahr etwas kompensiert werden.

Der Dezember zeigte sich viel zu mild, dafür aber erfreulicherweise niederschlagsreich bei einem Überschuss von einem Drittel. Er war sehr trüb und mit lediglich 22 Sonnenscheinstunden wurde nur 46 Prozent des Solls erreicht.

Nass-kalte und feuchte Luftmassen sorgten für einen schneereichen Januar, der durchschnittlich temperiert war und mit einer Niederschlagssumme von 101,3 Litern auf den Quadratmeter einen Überschuss von 24 Prozent hervorbrachte.

Der Februar war ein Monat der großen Gegensätze: Über Mitteleuropa bildete sich eine scharfe Luftmassengrenze mit eisiger Kälte vor allem im Norden und Osten Deutschlands, während wir im Saarland nur für etwa eine Woche einen Streifschuss der Kältewelle erlebten. Dabei wurde es in Eiweiler nicht kälter als -10,5°C, wohingegen in den mittleren und östlichen Bundesländern gebietsweise sehr strenger Frost von unter -20°C auftrat – das Minimum des Winters wurde in Mühlhausen-Görmar in der Nähe von Erfurt mit beachtlichen -26,7°C gemessen.

In der letzten Februar-Dekade erfolgte ein extremer Warmluftvorstoß, der frühlingshafte Temperaturen im Spätwinter bescherte. In Eiweiler kletterte das Thermometer bis auf 19,7°C und vielerorts wurden in Deutschland neue Rekorde aufgestellt. Gebietsweise wurden dabei sogar 6 Tage in Folge Temperaturen über 20°C registriert, was es seit Aufzeichnungsbeginn 1881 in einem Winter noch nie gegeben hatte.

Der Dezember startete mit dem ersten Schnee pünktlich in den meteorologischen Winter. Tief UNDINE über Mitteleuropa brachte am 1. Dezember nachts zunächst Eisregen, danach leichten Schneefall, doch die 2 Zentimeter dünne Schneeauflage taute bei knappen Plusgraden tagsüber wieder weg.

Bis zum 11. Dezember blieben die Temperaturen im nass-kalten Bereich zwischen 2 und 6°C. Dabei stellte sich zunächst eine Trog-Wetterlage über Westeuropa mit Tief WENKE ein, der Höhentrog verlagerte sich in der Folge nach Mitteleuropa.

Vor der Monatsmitte erfolgte die Umstellung auf eine Westlage. Die Tiefs ANDIRA und CHANTAL brachten Regen und sehr milde Luft, am 16. Dezember stieg die Temperatur bis 11,4°C. Der Zustrom der sehr milden Luft verstärkte sich kurz vor Weihnachten, denn im Zusammenspiel des Hochs YADIGAR über Osteuropa mit Tief FERNANDA über dem Atlantik wurden am 19. Temperaturen bis 12,5°C gemessen.

Vom 22. bis 24. Dezember löste die nur langsame Passage der Luftmassengrenze der Tiefdruckfamilie GRETA ergiebige Regenfälle aus. Dabei fiel am 23. mit einer Tagesmenge von 24,3 mm die zweithöchste Tagessumme des Jahres 2020. An Heiligabend folgte rückseitig des Tiefs ein Kaltlufteinbruch, die Maxima sanken auf 6,5°C und die Strömung drehte auf nördliche Richtungen. Am ersten Weihnachtstag lagen wir am Rande von Hoch ZVEN mit Kern über Westeuropa und bei Maxima von 3°C war es bei einem freundlichen Mix aus Sonne und Wolken deutlich kühler als zuvor. Der zweite Weihnachtstag zeigte sich neblig-trüb und kalt bei Höchstwerten von 0,8°C.

Die Wetterberuhigung war jedoch nur von kurzer Dauer, denn schon am 27. Dezember übernahm Sturmtief HERMINE bei Schottland das Zepter, der Luftdruck sank rapide, es setzte Regen ein und wurde stürmisch. Am nächsten Tag sank der Luftdruck auf 978 Hektopascal, die Kaltfront des Tiefs überquerte uns, es war windig und nass-kalt bei Temperaturen um 3°C.

Zum Ausklang des Jahres stellte sich eine ausgeprägte Trog-Wetterlage ein, ein Langwellentrog reichte vom Nordmeer bis zum westlichen Mittelmeer. Am 29. Dezember fiel nachts Schnee und Schneeregen, tagsüber herrschten leichte Plusgrade.

Mit dem Tief JULIA, das sich an Silvester von Frankreich in den Westen Deutschlands verlagerte, bescherte uns der milde Dezember wenigstens zum Ausklang des Jahres einen Hauch von Winter. Die Niederschläge fielen teils als Schneeregen, teils als Schnee und gingen zeitweise auch in Regen über. Nass-kalt bei plus 1°C ging das Jahr mit einer dünnen, zwei Zentimeter hohen Schneeauflage zu Ende.

Der Januar präsentierte sich mit 14 Schneedeckentagen so winterlich wie seit 2013 nicht mehr.

Die ausgeprägte Trog-Wetterlage über Zentraleuropa bestimmte das erste Monatsdrittel, tagsüber herrschten Temperaturen von knapp über null Grad bei trübem Wetter und nachts stellte sich leichter Frost ein. Dabei dehnte sich Hoch ALEXANDER vom Nordwesten Europas bis nach Skandinavien aus. Außer etwas Schneegriesel am 3. und 6. Januar blieb es trocken.

Am 8. bescherte Tief AHMET mit Kern über Polen Schneefall, der zu einer 5 Zentimeter hohen Schneedecke führte und es gab Dauerfrost. Hoch ANTJE weitete ihren Einfluss am 9. von Westeuropa nach Deutschland aus und sorgte nach einer Woche mit trübem Wetter den ersten Sonnenschein des neuen Jahres. Am 10. Januar wurde es sogar wolkenlos und es war winterlich-kalt. Die von den Azoren bis zum Balkan reichende Hochdruckbrücke führte zu mäßigem Nachtfrost, wobei am 11. Tiefstwerte von -7,7°C auftraten.

Kurz vor der Monatsmitte stellte sich eine zyklonale Nordwestströmung ein. Die Ausläufer von Tief DIMITRIOS über Skandinavien überquerten am 12. Deutschland, es fiel zeitweise ergiebiger Schneefall, der später in Schneeregen und Regen überging. Dabei konnte zwischenzeitlich eine 8 Zentimeter hohe Schneedecke gemessen werden, die aber wieder wegtaute. Am 14. zog von den Britischen Inseln Tief ERHAN auf, der bei Dauerfrost von -0,7°C 8 Zentimeter Neuschnee brachte. Nach Abzug des Schneetiefs folgte am 15. rasch Hoch CHANA mit einer kurzen Wetterberuhigung nach. Am Morgen des 16. gab es strengen Frost von -11°C, ehe es tagsüber bald wieder eintrübte mit den Fronten von Tief FLAVIU bei Irland und abends Schneefall einsetzte. Mit Höchstwerten von -2,7°C blieb es auch am Tage sehr kalt.

Das Frontensystem des Tiefs zog am 17. über Deutschland hinweg. Nach nächtlichem Schneefall lag der Schnee morgens 14 Zentimeter hoch, tagsüber setzte bei leichter Milderung bei neblig-trübem Wetter leichtes Tauwetter ein. Am Rande des von Frankreich zu den Alpen wandernden Hochs DRAGICA herrschte am nächsten bei Temperaturanstieg auf 3°C starkes Tauwetter.

Am 19. ging die Umstellung der Wetterlage weiter, Tief GORAN brachte Regen, so dass die letzten Schneereste rasch wegschmolzen und am 20. setzte sich eine Südwestlage durch. Auf der Vorderseite des Tiefs GORAN über den Britischen Inseln wurde es sehr mild und windig bei 10°C. Die Kaltfrontpassage des Tiefs sorgte am 21. Regen und Sturmböen, ehe am 22. Randtief HAKIM nach Schweden zog und seine Ausläufer stürmisches und regnerisches Wetter bei 3,7°C brachten. Danach schwenkte der Höhentrog nach Mitteleuropa und das eingelagerte Tief JUSSUF zog über Deutschland hinweg und die Niederschläge gingen wieder von Regen in Schnee über.

Am 25. blieb es nass-kalt mit Schneeregen und Schnee. Nach einer kurzen Wetterberuhigung im Zusammenhang mit der Hochzelle ELKE über Frankreich, kam es zum Monatsende zur nächsten Wetterumstellung. Der Höhentrog zog am 27. ostwärts nach Polen und die Warmfront von Tief MALTE bei den Britischen Inseln brachte zunächst ergiebigen Schneefall mit 5 Zentimeter Neuschnee, der später in Schneeregen überging, erst am Abend wurde es langsam milder bei Sprühregen und Tauwetter.

Ab 28. Januar hatte uns die Westlage fest im Griff, die Tiefs NIKOLAI, OLAF und PETER sorgten für kräftige Regenfälle und Milderung auf 10,5°C, es wurde sehr windig bis stürmisch. An den letzten beiden Tagen kam es zu einer erneuten Grenzwetterlage über Deutschland, denn der Kampf der Luftmassen über Europa nahm spürbar Fahrt auf.

Am 30. setzte auch in Eiweiler wieder eine Abkühlung ein. Mit Abzug der Luftmassengrenze von Tief PETER über Frankreich sickerte die über dem Norden lagernde Kaltluft auch bei uns wieder ein. Hoch FERNANDEA zog währenddessen von der Nordsee nach Polen und die Strömung drehte auf östliche Richtungen. Die Temperaturen sanken tagsüber auf 0,6°C und der relativ winterliche Januar ging kalt zu Ende.

Zu Februaranfang ging das Duell der Luftmassen über Europa in eine neue Runde, es stellte sich ein starkes Nordost-Südwest-Gefälle bei den Temperaturen ein. Tief QUIRIN zog am 1. Februar mit seinem Kern genau über das Saarland, der Luftdruck sank auf 987 Hektopascal, es war neblig-trüb und es regnete bei Milderung auf 6,7°C.

Das Tief trennte Subpolarluft an seiner Nordflanke von Subtropikluft an seiner Südflanke voneinander. In der westlichen Höhenströmung wanderten die Tiefs REINHARD und SIEGBERT mit ihren Fronten am 2. und 3. über Mitteleuropa und lenkten sehr milde Luftmassen bis 11°C heran, kräftiger Regen und Sturmböen waren auch noch im Gepäck.

An den Folgetagen prallten die extremsten Luftmassen, die zu dieser Jahreszeit überhaupt möglich sind, genau über Deutschland aufeinander: Arktische Kaltluft, die auf der Südseite des kräftigen Hochs GISELA über Skandinavien nach Süden strömte, traf auf sehr milde Saharaluft, die gleichzeitig auf der Vorderseite eines umfangreichen Höhentroges nach Norden geführt wurde. Dadurch bildete sich eine scharfe Luftmassengrenze über der nördlichen Mitte bis in den Osten Deutschlands, was auf der kalten Seite der Front unwetterartige Schneefälle ausgelöst hat.

Von der Iberischen Halbinsel wanderte Tief TRISTAN Richtung Frankreich und sorgte für eine extreme Luftmassengrenze über Deutschland, denn subtropische Warmluft glitt auf die aus Nordosten einströmende Kaltluft auf und brachte intensive Niederschläge, die von Nordrhein-Westfalen bis Thüringen als Schnee fielen, während es im Saarland bei Temperaturen um 5°C noch regnete. Die Strömung drehte auch bei uns auf Nordost und es kühlte langsam ab.

Schließlich erreichte am 8. die Kaltluft auch das Saarland. Tief TRISTAN lag mit seinem Kern über Baden-Württemberg und es kam zu einem Wintereinbruch, denn leichter Schneefall beschere eine 5 Zentimeter Schneedecke und es gab Dauerfrost. Am 9. Februar wurde es immer kälter mit Höchstwerten von -4,3°C und es rieselten noch ein paar Schneeflocken.

Die Hochzelle GISELA dehnte sich am 10. weiter nach Mitteleuropa aus, mit Frostverschärfung stiegen die Maxima nicht über -5,1°C an. Am 11. baute sich über Skandinavien das neue Kältehoch HELIDA auf und lenkte an seiner Südflanke arktische Kaltluft südwärts. Nachts herrschte strenger Frost bis -10,5°C, aber angesichts der extreme Kälte über der Mitte und dem Osten Deutschlands bekamen wir damit nur einen Streifschuss dieser eisigen Luft ab, denn das Saarland war dabei noch die mildeste Region in Deutschlands – immerhin wurden mancherorts in Hessen und Thüringen Tiefstwerte von unter -20°C gemessen!

Bis zum 14. Februar sorgte Hoch HELIDA für sonniges, oft wolkenloses Winterwetter wie aus dem Bilderbuch und es wehte ein kräftiger, eisiger Nordostwind.

Am 14. wanderte das Hoch nach Deutschland und es wurde tagsüber milder bei Temperaturanstieg auf 4,2°C. Mit weiterer Verlagerung des Hochs nach Osteuropa ging am 15. die kurze Kältewelle zu Ende, denn die Fronten des Islandtiefs XANTHOS erreichten Westeuropa. Eine rasche Milderung am 16. auf 11,5°C war die Folge und die Ausläufer des nächsten Tiefs YUKON brachten Regen. Es stellte sich nun eine sehr milde Südwestlage ein.

Die letzte Dekade begann mit einem markanten Warmluftvorstoß aus Nordafrika und katapultierte uns binnen einer Woche vom eisigen Hochwinter in den sehr milden Vorfrühling.

Die Hochdruckzone ILONKA mit Zentrum über den Alpen und dem Balkan pumpte subtropische Warmluft heran, es wurde sonnig und die Temperaturen kletterten am 20. auf 16,1°C und am 21. bereits auf 19,5°C. Vorübergehend trübte Saharastaub am 22. den Sonnenschein, so dass die Temperaturen auf 13°C zurückgingen. Danach wurden jedoch bis zum 25. Februar erneut Temperaturen um 19°C erreicht mit einem Maximum von 19,7°C.

Vielerorts wurden in Deutschland neue Rekordwerte für den Februar gemessen. Zahlreiche Stationen mit sogar über 100 Jahren langen Messreihen meldeten dabei neue Rekorde. Die höchste Temperatur wurde mit 21,6°C in Rheinau-Memprechtshofen gemessen, es herrschten somit Temperaturverhältnisse wie sie für Ende April und im Mai normal wären. Der Eiweiler-Rekord für den Februar mit 21,7°C aus 2019 blieb aber unangetastet.

Am 26. schwenkte die schwache Kaltfont von Tief ERICH über Deutschland und brachte etwas Regen und einen herben Temperatursturz auf 5,8°C. Zum Ausklang des Februars lagen wir am Rande des Hochs JACQUELINE über den Britischen Inseln, es wurde wieder sonnig und mit Temperaturen um 9°C ging der Februar und der meteorologische Winter freundlich und trocken zu Ende.