2022 – ein Jahr der Extreme

Wärmstes Jahr der Messreihe – Totalausfall des Winters – Sonnenscheinreicher und trockener Frühling – Gluthitze und Rekord-Dürre im mediterranen Sommer – Nasser Herbst beendete die Trockenheit

Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler

Von Jörg Hoffmann, 15.05.2023

Das Wetterjahr 2022 war ein außergewöhnliches Jahr der Extreme, das hinsichtlich extremer Wärme und Trockenheit im Frühjahr und Sommer in die Wettergeschichte eingehen wird.

Mit einem Jahresmittel der Temperatur von 11,5°C wurde es zum absolut wärmsten Jahr der Eiweiler-Messreihe und hat damit den bisherigen Rekordhalter 2020 noch um 0,3 K überboten.

Das Jahr 2022 war somit gegenüber der international gültigen Referenzperiode 1961-1990 um 2,6 K zu warm. Im Vergleich zur ohnehin wärmeren Vergleichsperiode der 30-jährigen Eiweiler-Norm 1989-2018 betrug die positive Abweichung immer noch beachtliche 1,9 K.

Gerade im letzten Jahrzehnt hat sich die Erwärmung in unglaublicher Art und Weise beschleunigt. Die Jahre 2014 und 2018 sorgten mit einem Jahresmittel von 10,9°C schon für neue Rekorde, doch die Erwärmung schreitet von Jahr zu Jahr scheinbar ungebremst voran.

Alle Monate waren 2022 teilweise deutlich zu warm, wobei besonders große Abweichungen im Februar, Juni, Juli, August, Oktober und November auftraten.

Der wärmste Sommer zusammen mit 2003 war letztendlich maßgeblich dafür verantwortlich, dass 2022 zu einem historischen Rekordjahr wurde.

Die höchste Temperatur des Jahres trat mit 37,3°C am 04. August auf, während am 17. Dezember mit -11,8°C die tiefste Temperatur bei der einzigen Kältewelle des Jahres gemessen wurde.

Bei den Mittelwerten der Temperatur wurden zu allen relevanten Parametern neue Rekorde aufgestellt: Das Mittel von 16,2°C bei den Maxima und 10,6°C bei den Minima zum Abendtermin bedeutet einen neuen Rekord und mit 7,7°C Mittelwert bei den Minima zum Morgentermin wurde der bisherige Rekord vom Jahr 2000 eingestellt.

In der Kategorie der Heißen Tagen ab 30°C wurde für hiesige Verhältnisse ein geradezu phänomenaler, eigentlich nicht für möglich gehaltener Rekord aufgestellt: Mit 37 Heißen Tagen wurde der „alte“ Rekord aus 2019 mit 26 Tagen sogar noch um 11 Tage pulverisiert – das Mittel aus der Normperiode 1989-2018 beträgt lediglich 11 Heiße Tage, welches somit um mehr als das Dreifache überschritten wurde!

Bei den Warmen Tagen (ab 20°C) und den Sommertagen ab 25°C wurde der 2. Platz hinter 2018 verbucht.

Innerhalb der Eiweiler-Messreihe wurde ein Rekord bei der längsten Periode von Warmen Tagen aufgestellt, denn an 63 Tagen in Folge lagen die Tagestemperaturen vom 8. Juli bis 8. September ununterbrochen über der 20-Gradmarke!

Mit 107 Heiteren Tagen wurde der 3. Platz hinter 2018 und 2003 als Rekordhalter erreicht.

Deutschlandweit war es sogar das absolut sonnigste Jahr seit es Aufzeichnungen gibt. Wir erlebten mit 2114 Stunden Sonnenschein das zweitsonnigste Jahr der Messreihe bei einem Überschuss von 34 Prozent.

Unangefochtener Spitzenreiter bleibt jedoch das Jahr 2003 mit 2307 Sonnenstunden bei damals sogar 147 Heiteren Tagen, ein sagenhafter Rekord für die Ewigkeit!

Das Jahr 2022 verlief bis August viel zu trocken, doch ein sehr nasser Herbst brachte die Wende und konnte das große Niederschlagsdefizit sogar fast komplett wettmachen, so dass das Jahr 2022 mit einer Niederschlagssumme von 889,8 mm letztendlich nur noch um 6 Prozent zu trocken ausfiel – es fielen 54,2 mm weniger als im Durchschnitt.

Dennoch war natürlich die extreme Trockenheit und Dürre im Frühjahr und Sommer ein großes Thema. Vor allem das Saarland wurde im Herbst endlich mit reichlich Regen beschenkt – es war das nasseste Bundesland in Deutschland.

Insgesamt stehen 6 trockene und 6 nasse Monate gegenüber, wobei es objektiv betrachtet, in der Endabrechnung ein eher durchschnittliches Jahr war. Extrem trockene Monate waren der März, Juli und August, deutlich zu nass zeigten sich hingegen September und Oktober.

Die höchste Tagesmenge fiel in Eiweiler mit 47,0 mm am 2. Oktober.

Außerdem war 2022 ein äußerst schneearmes Jahr, an nur 6 Tagen fiel Schneefall, wodurch der Rekord von 1992, 2002 und 2014 eingestellt wurde. Mit lediglich 7 Schneedeckentagen wurde der drittniedrigste Stand hinter 2002 und 2007 erreicht.

Im milden Januar war der Winter nur spurenhaft zu erkennen, es wurde nicht kälter als minus 5°C und mit 13°C erlebten wir den wärmsten Neujahrstag der Messreihe.

Eine ausgeprägte Westwetterlage sorgte im ersten Monatsdrittel für viel Regen, wobei am 4. Januar das nur langsam über die Mitte Deutschlands ziehende Wellentief ANNETTE eine Tagesmenge von 34,3 mm Regen gebracht hatte.

Danach erfolgte eine Umstellung auf eine Hochdrucklage, die wie so oft im Winterhalbjahr einige trübe Tage bescherte, teils war es auch sonnig mit Plusgraden am Tag und leichtem bis mäßigen Nachtfrost. Nach der Monatsmitte streiften uns schwache Tiefausläufer mit etwas Schneeregen und Regen bei nass-kalter Witterung,

In der letzten Januar-Dekade wurde es durch Hoch ERICH wieder kälter mit leichtem Nachtfrost und immerhin wurden am 25. und 26. Januar Eistage bis minus 1,1°C bei Dauernebel registriert.

Gegen Monatsende stellte sich die Großwetterlage auf Nordwest um, sehr windig und milder ging der Januar zu Ende.

Mit einem Monatsmittel der Temperatur von 5,0°C erlebten wir den viertwärmsten Februar der Eiweiler-Messreihe. Eine ungewöhnlich heftige Sturmtiefserie weckte Erinnerungen an den berüchtigten Jahrhundert-Sturm-Februar von 1990 in unserer Region.

Der völlig unwinterliche Februar bescherte mit 3 Gewittertagen sogar einen neuen Rekord. Es traten nur 8 Frosttage auf und oft herrschten zweistelligen Maxima bis 13,5°C.

Den gesamten Monat bestimmte eine ausgeprägte Westwindströmung die Szenerie. Sturmtief ROXANA führte am 6. Februar zu ergiebigen Regenfällen bei einer Tagessumme von 32,6 mm und bei Kaltfrontpassage kam es zu Sturmböen und einem Wintergewitter.

Eine kurze Wetterberuhigung durch Zwischenhoch INGO stellte sich am 12. und 13. Februar mit trockenem und sonnigem Wetter ein und bei Nachtfrost bis minus 5,7°C war wenigstens einmal ein Hauch von Winter zu spüren.

Ab Monatsmitte verstärkte sich die atlantische Frontalzone abermals und nahm direkt Kurs auf Mitteleuropa. Durch große Temperaturgegensätze über dem Nordatlantik zwischen Grönland und den Azoren entwickelten sich zahlreiche Tiefs zu kräftigen Sturm- und Orkantiefs, wobei die Sturmtiefs YLENIA und ZEYNEP schwere Sturmböen mit 93 bis 100 km/h über dem Saarland brachten. Bis in die letzte Dekade zogen die Sturmtiefs ANDREA und BIBI mit Regen, Gewitter und Sturmböen alle Register,

Erst gegen Monatsende sorgte Hoch KAI aus Westen endlich für Wetterberuhigung und beendete die turbulente und stürmische Westwetterlage. Mit wolkenlosem Wetter und tagsüber mild bei leichtem Nachtfrost ging der Februar zu Ende – und damit ging der meteorologische Winter ohne eine Schneedecke über die Bühne.

Eine außergewöhnliche Schönwetterperiode bestimmte den März, die Hochdruckgebiete gaben sich quasi die Klinke in die Hand und es war der sonnigste März der Messreihe mit 222 Sonnenstunden. 18 Heitere Tage bedeuten ebenfalls einen neuen Rekord, doch die Kehrseite der sonnigen Witterung war die Trockenheit, denn mit einer Niederschlagssumme von 25,6 mm wurde ein Defizit von 60 Prozent aufgestellt.

In der ersten Dekade bestimmten die Hochs LINO und MARTIN über Skandinavien mit einer Ostwetterlage bei Zufuhr von kontinentaler Kaltluft unser Wetter. Dabei täuschte Sonnenschein von früh bis spät bei zunächst nur einstelligen Höchstwerten nur den Vorfrühling vor und nachts war es noch spätwinterlich-kalt bei leichtem Frost bis minus 3,8°C – es war sogar die längste Frostperiode im gesamten Winterhalbjahr.

Zur Monatsmitte wurde es langsam milder mit Temperaturen bis 15 Grad, wobei Tiefs versuchten das Hochdruck-Bollwerk zu durchbrechen, was kurzzeitig auch gelang. Wellentief ELKE sorgte am 15. März für 12,2 mm Regen und durch eine Südströmung wurde Saharasand ausgewaschen, so dass an vielen Oberflächen wie Fenstern und Autos gelblich-braune Staubflecken bildeten.

Danach setzte sich mit Hoch PETER wieder ein neues Hochdruckgebiet durch, das bis zum Monatsende Regie führte. Eine umfangreiche Hochdruckzone von den Britischen Inseln über Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer blockierte alle Tiefs vom Atlantik. Es war wolkenlos und vorfrühlingshaft mit Höchstwerten bis 21,5°C am 28. März. Erst gegen Monatsende kam es zu einem Wetterwechsel durch Tief JANA mit Regen und Abkühlung auf nur noch 6,6°C am 31. März.

Der April verlief launisch mit häufigen Kaltlufteinbrüchen und bescherte ein heftigen Spätwintereinbruch mit 12 Zentimeter Schnee am 8. April.

Nach den frühlingshaften Vorwochen erfolgte zu Aprilanfang ein markanter Absturz, denn ein mächtiger Höhentrog stieß von Skandinavien bis zum Mittelmeerraum mit einer Nordströmung und Polarluft vor. Am

2. April sanken die Maxima auf 1,4°C und es gab Schneeflocken.

An einer Luftmassengrenze über der südlichen Mitte Deutschlands bildete sich am 8. April das kleine Wellentief ORTRUD, welches zunächst ergiebigen Regen brachte, der abends durch Abkühlung plötzlich in intensives Schneetreiben überging und über mehrere Stunden hinweg kam es immer wieder zu Gewittern aufgrund großer Labilität im Frontbereich.

Binnen 24 Stunden fiel eine Niederschlagssumme von 39,5 mm und es bildete sich bis Mitternacht eine 12 Zentimeter hohe Schneedecke aus – es handelte sich damit um den heftigsten Wintereinbruch in einem April der Messreihe. Am nächsten Tag war der Schneespuk wieder vorbei und an den Folgetagen kam es zu einer rasanten Erwärmung bis zu 22,5°C am 12. April.

Die Hochs REINER und SPIRO übernahmen das Zepter und verwöhnten uns mit Frühlingswetter und viel Sonnenschein. Durch die Ostwetterlage wurden Höchstwerte von 15 bis 20°C gemessen.

In der letzten Dekade verlagerte sich der Tiefdruckkomplex THALKE nach Deutschland und sorgte für Schauer und Abkühlung.

Dann erlebten wir einen sonnigen Wonnemonat Mai mit einem Rekord bei den Warmen Tagen, denn an 23 Tagen wurde die 20-Gradmarke überschritten. Der Mai verlief deutlich zu warm und 15 Prozent zu trocken.

Der Start in den Mai gestaltete sich leicht wechselhaft, denn eine Tiefdruckrinne brachte Regen, doch noch in der ersten Dekade setzte sich mit den Hochs VOLKER und WOLF heiteres Frühlingswetter durch. Der Frühsommer erwachte am 11. Mai mit dem ersten Sommertag der Saison mit 28,4°C.

Nach kurzer Abkühlung zur Monatsmitte erlebten wir an der Westflanke des Hochs YANNES über Osteuropa die erste, kurze Hitzewelle des Jahres mit Maxima bis 30,5°C am 19. Mai. Abends griff die Tiefdruckrinne DORCHEN mit Gewitter und Platzregen über. Es folgte eine mehrtägige Gewitterlage über Deutschland, die Tiefs EMMELINDE und FINJA zogen von der Biskaya zur Nordsee und führten schwüle Luftmassen heran, wodurch es zu kräftigen Schauern und Gewittern in feucht-warmer Luft bei Temperaturen um 22°C kam.

Zu Monatsausklang erfolgte die Umstellung der Großwetterlage auf eine Nordwestlage mit einem Kaltlufteinbruch, denn zwischen dem Zentraltief HANNAH über Nordeuropa und Hoch BURKHART bei Island wurde nochmals ein Schwall maritimer Polarluft nach Mitteleuropa gelenkt, so dass es mit Temperaturen zwischen 15 und 21°C deutlich kühler als zuvor wurde.

Der Juni reihte sich als viertwärmster Juni der Messreihe hinter die Jahre 2003, 2018 und 2019 ein. Der hochsommerlich-heiße Juni bescherte eine extreme Gluthitze mit 7 Heißen Tagen mit Spitzenwerten von 36,2°C. Außerdem war der erste Sommermonat rund 30 Prozent trockener als üblich.

Die erste Dekade zeigte sich wechselhaft, die schwache Hochdruckzone BURKAHRT wurde rasch von Tiefs vertrieben und über Deutschland etablierte sich eine Luftmassengrenze. Diese löste Regenfälle und Schauer aus bei mäßig-warmer Witterung. Am 8. Juni wurde hinter der Kaltfront von Tief NANA mit 15,5°C die niedrigste Höchsttemperatur des gesamten Sommers erreicht.

Ab 10. Juni setzte sich mit Hoch CENK trockenes Sommerwetter durch, oft war es wolkenlos und zur Monatsmitte stellte sich eine hochsommerliche Hitzewelle ein, denn an der Westflanke des Hochs EFIM mit Kern über Südosteuropa wurde extrem-heiße Mittelmeerluft herangeführt, so dass die Temperaturen am 19. Juni sogar auf 36,2°C kletterten, was ein neuer Dekadenrekord bedeutete.

In der letzten Dekade wurde es wechselhafter und wir lagen bis Monatsende auf der Vorderseite eines sich immer wieder regenerierenden Höhentrogs über Westeuropa in einer feucht-warmen Südwestströmung, wobei sich ein wogender Temperaturverlauf einstellte. Immer wieder zogen Gewitterstörungen durch, dazwischen war es kurzzeitig aber auch freundlich und sehr warm bis heiß, ehe wieder eine Abkühlung erfolgte.

Der Juli bescherte bei einer Niederschlagssumme von lediglich 7,3 mm einen neuen Trockenheits-Rekord für Eiweiler, denn es wurden somit nur 9,2 Prozent des Solls erreicht. Mit 12 Heißen Tagen erlebten wir einen extrem heißen Hochsommermonat.

Im wichtigen Siebenschläferzeitraum wurde zum Start in den Juli die Weichen vollständig auf Hochdruckwetter gestellt, die atlantische Frontalzone wurde durch die kräftige Hochdruckzone weit nach Norden abgedrängt, so dass sich eine historische Trockenheit einstellen konnte. Zunächst wechselten sich mäßig-warme und sehr warme Luftmassen ab, wobei wir am Rande des Hochs IOSIF über den Britischen Inseln lagen und im weiteren Verlauf lief der Hochsommer zur Höchstform auf. Mit Hoch JÜRGEN, das seinen Schwerpunkt zeitweise genau über Mitteleuropa hatte, schwappte eine Hitzewelle herein. Aus Nordafrika erreichte uns nach der Monatsmitte über Südwesteuropa extrem-heiße Luft, so dass am 19. Juli 36,8°C gemessen wurde – eine regelrechte Hitzeblase verlagerte sich von Westeuropa nach Deutschland und sogar in Hamburg war es am 20. Juli mit unfassbaren 40,1°C so heiß wie noch nie auf so hoher nördlicher Breite über Europa, auch Frankreich und England stöhnten unter einer Rekordhitze.

Nach wochenlanger Dürre und wüstenhafter Hitze wurden die Folgen der Trockenheit immer sichtbarer, denn viele Bäume und Sträucher warfen aus Trockenstress mitten im Hochsommer schon gelbes Laub ab.

Am 20. und 21. Juli griff ein Höhentrog über und Tief CAROLIN verdrängte mit gewittrigen Schauern die extreme Gluthitze. Mit einer Tagessumme von 4,3 mm Regen fiel am 21. der meiste Regen in diesem Rekord-Juli.

An den Folgetagen setzte sich der sonnige und trockene Hochsommer unverändert fort, die neuen Hochs LEBRECHT und MILA wanderten von West nach Ost über Deutschland und die Temperaturen kletterten wieder über 30°C.

Das Muster der Großwetterlage in diesem außergewöhnlichen Mittelmeer-Sommer schien wochenlang wie festgefahren zu sein, es zeigte sich das typische Muster mit den immer wiederkehrenden Hitzewellen aus Südeuropa, die dann wiederholt von kaum wirksamen Kaltfronten ohne Regen mit Abkühlung jeweils kurz unterbrochen werden, ehe schon bald wieder aufs Neue heiße Luftmassen hereinschwappen.

Der August verlief extrem heiß und war immerhin noch 1,2 K wärmer als der ohnehin schon außergewöhnlich heiße Juli. Mit einem Monatsmittel von 22,0°C wurde der Rekord vom Jahrhundert-August 2003 nur denkbar knapp um 0,1 K verfehlt! Trotzdem wurde der Rekord aus 2003 mit 14 Heißen Tagen eingestellt.

Die Trockenheit verschärfte sich im August weiter, denn mit einer Niederschlagssumme von 10,3 mm erlebten wir den zweiten Dürremonat in Folge!

Der August startete mit einer weiteren Hitzespitze, Hoch NORMEN zog nach Osteuropa und auf der Vorderseite von Tief IMKE über Frankreich verstärkte sich die Südwestströmung derart, dass am 4. August mit 37,3°C die höchste Temperatur des Jahres gemessen wurde. Zwar überquerte uns in der Nacht zum 5. die Kaltfront des Tiefs mit einem gewittrigen Schauer, doch fiel die Regenausbeute mit nur 2,8 mm sehr mager aus.

In der Folge stellte sich unter Einfluss der umfangreichen Hochdruckzone OSCAR, die vom Atlantik über die Nordsee bis nach Russland mehrere Zentren aufwies, eine äußerst stabile Hochsommerphase ein. Bei einer Nordostströmung war es oft wolkenlos bei Temperaturen um 30°C. Ab Monatsmitte wurde es durch einen Höhentrog über Westeuropa zwar wechselhafter, doch es fiel erneut kaum Regen – einige Schauer brachten nur geringe Mengen.

In der letzten Dekade übernahm Hoch PIET die Regie und ein nicht zu Ende gehender Hitzesommer lähmte das Land mit einer neuen Hitzewelle mit Temperaturen bis 32,5°C.

Nachdem die erneut nicht wirklich wetterwirksame Kaltfront zwar eine kurze Abkühlung gebracht hat und der Regen abermals einen großen Bogen um das Saarland gemacht hat, ging mit dem nächsten blockierenden Hoch QUINTIN der August, der große Ähnlichkeiten mit dem Rekord-August 2003 aufwies, wieder hochsommerlich-heiß zu Ende. Ganz Europa erlebte in diesem historischen Sommer die schwerste Dürre seit dem Mittelalter.

Nach der extremen Trockenheit kam im September endlich die lang ersehnte Erlösung in Form des lebenswichtigen, himmlichen Nass – mit einer Regensumme von 122,6 mm erlebten wir den regenreichsten September seit 1993.

Fünf Gewittertage bedeuten einen neuen Rekord. Das erste Monatsdrittel bescherte nochmals eine Hitzewelle mit zwei Heißen Tagen.

Der September startete mit der blockierenden Hochdruckzone QUINTIN, die vom Nordmeer über Mittel- und Osteuropa bis hinunter zum Schwarzen Meer reichte – der Hochsommer ging quasi in die Verlängerung. Auf der Vorderseite des ortsfesten Tiefs PEGGY über Westeuropa gelangte am 5. und 6. September subtropische Warmluft über Frankreich nach Deutschland, so dass die Höchstwerte bis 32°C anstiegen.

Ab 7. September gerieten wir zunehmend in den Einfluss des Tiefs PEGGY bei Island, wobei mehrere Teiltiefs Schauer und Gewitter brachten.

Am 9. September sorgten starke Schauer und kräftige Gewittergüsse für 17,2 mm Regen, was immerhin die höchste Tagesmenge seit 8. April bedeutet, es kühlte dabei bis auf 16°C ab.

Dann folgte die Hochzelle RONALD nach, nochmals wurde es sonnig und spätsommerlich-warm mit Temperaturen bis 26,5°C am 13. September. Am 14. bildete sich an der markanten Luftmassengrenze des ehemaligen Tropensturms ex-DANIELE, der mit seinem Kern im Seegebiet westlich von Portugal lag, eine Frontalwelle, die von Frankreich genau über das Saarland zog und ein nächtliches Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen auslöste, auch nachmittags gingen bei einem Gewitter heftige Regengüsse nieder, so dass eine Tagesmenge von 45,6 mm gemessen wurde. Dies war gleichzeitig auch die höchste Tagesmenge Regen seit 11. Juni 2018 und außerdem noch einen neuer September-Rekord!

Die Trockenheit wurde somit eindrucksvoll beendet. Dann stellte sich eine frühherbstlich-kühle Witterung mit kurzen Schauern und Temperaturen um 15°C ein.

Hoch STEFAN verlagerte sich am 21. September von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa und es wurde kurzzeitig wieder sonniger, aber mit Temperaturen bis 19°C eher kühl, bevor der Herbst im Verlauf der letzten Dekade mit einer Trog-Wetterlage so richtig Fahrt aufnahm. Tief STEPHANIE leitete die Umstellung der Großwetterlage ein und bis zum Monatsende bescherte das vom Nordmeer nach Mitteleuropa ziehende Tief THORNI regnerisches und kühles Herbstwetter.

Auch der zweite Herbstmonat präsentierte sich sehr nass, denn mit einer Regensumme von 188,2 mm war der Oktober so regenreich wie seit 1998 nicht mehr, was den zweiten Platz als nasser Oktober der Eiweiler-Messreihe bedeutet. Trotzdem erlebten wir auch noch den absolut wärmsten Oktober der Messreihe mit einem Mittelwert von 13,4°C, womit der bisherige Rekord von 2001 sogar noch um 0,1 K überboten wurde. Eine ungewöhnliche Wärmewelle sorgte am Monatsende für Spitzenwerte bis 23,8°C.

Der Oktober startete mit ergiebigen Regenfällen, denn am 1. brachte Tief WALBURGA 22,1 mm Regen und am 2. löste das kleine Wellentief XENIA, das von der Bretagne rasch über die Mitte Deutschlands nach Bayern zog, starken und ergiebigen Dauerregen aus, der zu einer beeindruckenden Tagesmenge von 47 mm Regen sorgte – es war die höchste Tagessumme in einem Oktober seit 2013.

Nach diesen wahren Regenfluten setzte sich ab dem Feiertag 3. Oktober mit der Hochdruckzone TIMEO goldenes Oktoberwetter durch. Zuerst kletterten die Temperaturen bis 22,1°C, pendelten sich danach aber zwischen 15 und 20°C ein und bis zum 12. Oktober blieb es freundlich und trocken.

Vor der Monatsmitte übernahmen wieder Tiefausläufer die Wetterregie, wobei das zur südlichen Nordsee ziehende Tief DANICA am 14. und 15. ergiebigen Regen mit erneut sehr hohen Tagessummen brachte – am 14, fielen 32,4 mm und am 15. wurden 27,3 mm Regen gemessen.

Dann konnte sich erneut subtropische Luft durchsetzen, denn auf der Vorderseite von Tief FREYA stiegen die Temperaturen am 17. Oktober auf 22,8°C an.

Ausläufer des umfangreichen Tiefs GEORGIA, das zwischen dem Ostatlantik und den Britischen Inseln lag, bestimmten in der Folge unser Wetter. In der andauernden Süd- bis Südwestströmung wurde es sehr mild und am Abend des 20. entlud sich ein Gewitter mit starkem Regen wie im Sommer, am 21. zogen ergiebige Regenfälle mit 31,8 mm durch.

Im weiteren Verlauf der dritten Dekade führte eine extreme Wärmewelle für die Jahreszeit nochmals zu einer spätsommerlich anmutenden Witterung, da zwischen Hoch ZACCARIAS über Osteuropa und Tief IRIS, westlich der Britischen Inseln gelegen, aus Südwesten subtropische Luftmassen nach Deutschland gelenkt wurden, so dass der Goldene Oktober viel Sonnenschein und Spitzenwerte bis 23,8°C am 28. Oktober beschert hat.

Der November war ein nasser Herbstmonat ohne Nachtfrost. In seinem ersten Drittel zeigte sich der Monat unbeständig und weiterhin sehr mild, allerdings hat an Allerheiligen die Kaltfront von Tief KARSTA die warme Witterung der Vortage beendet.

Ein Wechsel von Hochs und Tiefs brachte schwankende Temperaturen, eine kurze Abkühlung unter 10°C am 5. und 6. November folgten wieder Temperaturen bis 16,3°C am 8. November. Unter Einfluss des kräftigen Hochs CHARLY über Mitteleuropa setzte sich vom 10. bis 13. vorübergehend trockenes und kühles Herbstwetter mit Nebel und Sonnenschein durch.

Zur Monatsmitte verabschiedete sich das Hoch zum Balkan und die Ausläufer des ehemaligen Wirbelsturms ex-NICOLE brachten die Umstellung der Großwetterlage auf eine Westlage, es war unbeständig bis Monatsende und immer gab es Regen und die Luft kühlte auf Werte zwischen 5 und 9°C ab.

Am 17. November zog ein Tornado über Marpingen und Urexweiler hinweg und richtete dort Schäden an vielen Gebäuden an.

Zum Abschluss des besonderen Wetterjahres 2022 erlebten wir noch einen kontrastreichen Dezember, der frostig-kalt mit etwas Schnee in der zweiten Dekade verlief, ehe dann eine extrem milde dritte Dekade folgte und der Silvestertag unfassbare Rekordwärme von 15,1°C beschert hat.

Die trübe und graue Witterung aus den letzten Novembertagen setzte sich auch zum Start in den Dezember fort. Am Rande einer umfangreichen Hochdruckzone, die von Russland bis Westeuropa reichte, stellte sich eine bodennah östliche Strömung ein, wobei der Spätherbst langsam Richtung Frühwinter schleichte, die Höchstwerte pendelten sich bei leichten Plusgraden ein. Der Südrand der Hochdruckzone über Nordeuropa wurde von mehreren kleinen Höhentiefs flankiert, die sich zwischen der Nordsee und dem westlichen Mittelmeerraum hin- und her bewegten. Dabei kam es zu etwas Regen und Sprühregen.

Am 9. Dezember wurde der späteste erste Frosttermin der Messreihe mit -1,7°C registriert – bisher zählte der 25. November 2000 als spätester Eintrittstermin für den ersten Frost der Saison. Auch seit es offizielle Messungen im Saarland gibt, trat noch nie so spät der erste Frost auf.

Am Rande des Tiefs ANNIKA über Skandinavien strömte ab 10. Dezember Polarluft ein, am nächsten Tag fiel leichter Schneefall, der für eine 1 Zentimeter hohe Schneedecke sorgte. Die Hochs JULIAN und KASPAR führten zu heiteren und teils wolkenlosen Wintertagen mit Dauerfrost. Am 17. Dezember trat strenger Nachtfrost von -11,8°C auf – damit erlebten wir die kälteste Dezembernacht seit 12 Jahren.

Auf diese Frühwinterperiode folgte zum Ende der zweiten Dekade ein fulminanter Wetterumschwung mit einem markanten Temperatursprung. Die atlantische Frontalzone griff mit aller Macht auf Mitteleuropa über und lenkte mit einer Westströmung Tiefausläufer herein. Die Höchstwerte kletterten auf 10 bis 12°C und immer wieder gab es Regen und war windig.

Auch über Weihnachten war es sehr mild und nass. Nach kurzer Abkühlung am 27. Dezember auf 5,5°C erreichte zum Jahreswechsel der Zustrom extrem milder Subtropikluft ihren Höhenpunkt. Im Warmsektor des Tiefs LIDDY erklomm das Thermometer an Silvester mit 15,1°C einen neuen Rekordwert für den Dezember. Zuvor war es windig und stürmisch in einer West-Südwestströmung.

So ging das wärmste Jahr der Messreihe mit einem historischen Paukenschlag zu Ende und der Kreis hat sich geschlossen, denn das Jahr 2022 fing an Neujahr extrem mild an und endete genauso ungewöhnlich mild!