Ein Frühling der Rekorde :
Extrem warmer März, große Trockenheit im April und eine frühe Hitzewelle im Mai
Witterungsverlauf Frühling 2017 der Wetterstation Eiweiler
Jörg Hoffmann; Eiweiler, den 18.06.2017
Das Frühjahr 2017 war deutlich zu warm und viel zu trocken. Die Mitteltemperatur von 10,1°C lag um 1,7°C über der immer noch gültigen Normperiode 1961-90 – auch im Vergleich zur Norm meiner Messreihe seit 1989 beträgt die positive Abweichung immer noch 1,1°C.
Hauptverantwortlich für den sehr milden Frühling war der wärmste März aller Zeiten, jedoch wurde der große Wärmeüberschuss durch einen kühlen April noch etwas verringert, denn ansonsten wäre der bisherige Frühlings-Rekord aus 2011 gebrochen worden. Innerhalb der letzten zehn Jahre war es diesmal bereits das achte zu warme Frühjahr.
Die Niederschlagssumme von 141 Liter pro Quadratmeter verfehlte um 37 Prozent ihr Soll – auch hier zeigt sich ein eindeutiger Trend zur Regenarmut in den vergangenen zehn Jahren, denn zum achten Mal fiel ein Frühling zu trocken aus. Seit Messbeginn 1989 waren somit bereits 18 Frühjahre durch Trockenheit gekennzeichnet.
Insgesamt zeigte der Frühling 2017 ein komplettes Kontrastprogramm zum Vorjahr, als das Frühjahr kühl, nass und sonnenscheinarm verlaufen war.
Wir erlebten Frühlingsmonate der Rekorde, da alle drei Monate für neue Spitzenwerte gesorgt haben. Der März wurde bei einem Temperaturmittel von 8,1°C zum absolut wärmsten März seit es Wetteraufzeichnungen gibt.
Extreme Trockenheit herrschte im April, der bei einer Regensumme von nur 4,5 Liter auf den Quadratmeter nicht nur zum trockensten April und absolut trockensten Monat der Eiweiler Messreihe wurde, sondern auch gleichzeitig trockenster April im Saarland seit 1893 war – ein echtes Jahrhundertereignis.
Schließlich stellte sich Ende Mai eine für die Jahreszeit extreme Hitzewelle ein, die mit einer Höchsttemperatur von 33°C zu einem neuen Mai-Rekord der Messreihe geführt hat.
Der Frühling war durch zahlreiche Hochdruckgebiete gekennzeichnet, so dass mit 35 Heiteren Tage der 3. Platz der Messreihe hinter 2011 und 2003 erreicht wurde.
Beim Bewölkungsgrad wurde mit 3,7 Achtel ebenfalls ein Spitzenplatz aus fast drei Jahrzehnten Wetterbeobachtung erzielt.
Die Sonne schien 596 Stunden und erfreute uns somit mit 27 Prozent Überstunden – das Saarland war das mit Abstand sonnenscheinreichste Bundesland.
Trotz häufiger Kaltlufteinbrüche im April traten mit 10 Frosttagen deutlich weniger als üblich auf, was vor allem am milden, nahezu frostfreien März lag.
Die Pflanzenwelt reagierte auf die viel zu milde Witterung im Rekord-März mit sehr früher Blüte und Blattentfaltung. Umso verheerender wirkten sich daher die Kaltlufteinbrüche mit Spätfrösten ab Mitte April auf die schon weit fortgeschrittene Vegetation aus. Bei Obstbäumen und in den Weinanbaugebieten der Obermosel traten Frostschäden auf. Bei einigen Bäumen und Sträuchern, besonders bei Walnussbäumen erfroren die jungen Blätter – auch einige Blätter der Hortensien im Garten der Wetterstation zeigten Frostschäden.
An der Eiweiler Wetterstation, die eher eine leichte Hügellage aufweist, trat Ende April Nachtfrost bis minus 3°C auf, während an der berühmten Tal- und Muldenlage in Perl-Nennig (Wetterstation der Meteogroup) an der saarländischen Obermosel zum Leidwesen der dortigen Weinreben sogar mäßiger Frost bis -7°C gemessen wurde.
Der meteorologische Frühling begann im ersten Märzdrittel mit einer kräftigen Westströmung stürmisch und regnerisch durch die Sturmtiefs WINFRIED und YANNIK. Kurzzeitig strömte auf ihrer Vorderseite sehr milde Luft mit Temperaturen bis 15°C heran, ehe es auf ihrer Rückseite deutlich kühler bei Temperaturen zwischen 5°C und 8°C wurde. Ab 10. März etablierte sich eine stabile Hochdrucklage und die beiden Hochdruckgebiete JOHANNA und KATHRIN bescherten frühlingshafte Tage mit viel Sonnenschein bei Erwärmung auf bis zu 19°C am 16. März. Gegen Ende der 2. Dekade übernahm der Atlantik kurze Zeit wieder die Regie beim Wetter. Es wurde windig mit Regen und die Höchstwerte fielen unter 10°C. Zum Endspurt des März flatterte das berühmte blaue Band des Frühlings durch das Saarland, was den beiden Hochdruck-Damen LUDWIGA und MARRIT zu verdanken war. Die Schönwetterperiode brachte wolkenlose Frühlingstage wie aus dem Bilderbuch und Wärme. Erstmals wurde die 20°C-Marke in diesem Jahr geknackt, am 31. März stieg das Thermometer auf 21,7°C.
Ungewöhnlich für den März waren seine hohen Tiefsttemperaturen, die nicht unter den Gefrierpunkt gesunken waren. Lediglich ein Frosttag bei 0°C trat auf. So war es nicht verwunderlich, das das Mittel der Minima mit 5,2°C einen März-Rekord der Messreihe aufgestellt hat. In den vergangenen Jahren haben wir schon ganz andere Märzmonate mit Spätwinter erlebt, wie zuletzt 2013, 2006 oder 2005.
Der April setzte neue Maßstäbe in Sachen Trockenheit, denn bei einer Regenmenge von lediglich 4,5 mm fiel nur 7 Prozent des Solls. So wenig hat es noch nie in einem Monat der Eiweiler Messreihe geregnet – ein absoluter Dürremonat im Frühling. Nur drei Tage mit messbarem Niederschlag traten auf: Am 15. April wurde 0,6 mm, am 17. April 3,1 mm und am 28. April 0,7 mm registriert.
Der April verwöhnte uns in seinem ersten Drittel dank der Hochs NESSA bei den Britischen Inseln und später ORTRUD über Mitteleuropa mit sonnigem, oft wolkenlosem und sehr milden Frühlingswetter. Dabei wurde es am 9. und 10. April sogar schon frühsommerlich warm bei Temperaturen bis 24°C.
Im zweiten Drittel stellte sich die Großwetterlage langsam auf Nord um, es kam zu einem Temperaturrückgang. Ab Ostern führten Nordlagen zu wiederholten Kaltluftvorstößen mit polarer Meeresluft. Aufgrund der hochdruckgeprägten Großwetterlage konnte sich die Luft in den klaren Nächten stark abkühlen. Ab 18. April traten bis zum Monatsende fast täglich leichte Nachtfröste auf und die Wiesen waren gereift. Der Höhepunkt der Spätfröste wurde am 28. April mit minus 3°C erreicht. Auch tagsüber blieb es in dieser Zeit bei bewölkten Tagen oft unter 10°C kalt, am 19. April wurde sogar nur ein Höchstwert vom 6°C gemessen. Erst der Ausklang des Aprils brachte am 30. wieder die Wende zum Frühling mit Erwärmung auf 20°C.
Der Maianfang bescherte unter Einfluss eines Höhentiefs über Mitteleuropa nach der Dürre im April endlich wieder Niederschläge. Am 3. Mai ging dabei ein Gewitter mit Starkregen und Hagel mit Korngrößen von 2 Zentimetern nieder, bei dem eine Regensumme von 11,7 mm auftrat. Zunächst blieb es wechselhaft mit neuen Kaltluftvorstößen. Am 8. Mai war es bei 10°C wieder recht kalt und verfrühte Eisheiligen brachten am 10. Mai nochmals Bodenfrost und Reif.
Hoch TILLY sorgte zur Monatsmitte für einen kräftigen Warmluftvorstoß und der Mai zeigte sich sonniger. Mit Anstieg der Temperaturen auf heiße 29°C erlebten wir am 17. Mai schon einen Vorgeschmack des Hochsommers mitten im Mai.
Nach der Gewitterfront von Tief CHRISTIAN bescherte uns Tief DANKMAR am 19. Mai den von Bauern und Gartenbesitzern lang ersehnten, ergiebigen Landregen, der bei einer Regensumme von 29,1 mm ein wahrer Segen für die Vegetation war. Es war der stärkste Regen seit Anfang Oktober in Eiweiler.
In der Folge baute sich in der dritten Maidekade eine kräftige Hochdrucklage auf. Zuerst bescherte uns die Hochzelle VESSA sonniges Frühlingswetter, ehe sich der Wonnemonat Mai durch Unterstützung von Hoch WALRITA zu einer frühen und besonders extremen Hitzewelle steigerte. Vom 27. bis 29. Mai kletterte das Thermometer über 30°C an, wobei am 29. mit 33°C sogar die höchste Mai-Temperatur der Messreihe registriert wurde. Am Monatsende sanken die Temperaturen bei einer Kaltfrontpassage ohne Gewitter auf immer noch frühsommerliche, aber wesentlich angenehmere 25°C.
Insgesamt war die Witterung im Frühling 2017 für Landwirtschaft und Vegetation durch die frühe Wärme, die markanten Spätfröste und die große Trockenheit ziemlich ungünstig. Bleibt nur zu hoffen, dass die Sommermonate ausreichende Niederschläge bringen.
WETTERSTATION EIWEILER
Eiweiler, den 18. Juni 2017