Sonnenscheinreiches Verwöhnprogramm im Frühling 2020
Ab Mitte März eindrucksvolle Hochdruckdominanz mit großer Trockenheit
Längste Trockenperiode der Messreihe mit 37 Tagen ohne Niederschlag
Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler
Von Jörg Hoffmann – Eiweiler, den 23. Juni 2020
Bei einem Temperaturmittelwert von 10,2°C war der Frühling 2020 im Vergleich zur gültigen Normperiode 1961-90 für das Saarland um 1,8 K zu warm, und gegenüber der 30-jährigen Norm der Eiweiler-Messreihe betrug die positive Abweichung 1,1 K.
Gerade seit 2007 ist ein signifikanter Trend zur Klimaerwärmung im Frühjahr erkennbar, denn in den letzten 13 Jahren erreichte nun der Frühling zum 7. Mal ein Mittelwert über 10°C, was in den 16 Jahren der Messreihe zuvor zwischen 1990 und 2006 nur im Frühjahr 1999 der Fall gewesen war. Diese Fakten sagen alles darüber aus, wie enorm sich der Frühling in einem derart kurzen Zeitraum erwärmt hat.
Analog zu dieser Entwicklung zeigt sich im Frühling immer öfters eine Trockenheit. Mit einer Niederschlagssumme von 144,7 Litern auf den Quadratmeter erlebten wir erneut ein trockenes Frühjahr bei einem Defizit von 27 Prozent – im letzten Jahrzehnt war der Frühling damit schon zum 7. Mal zu trocken.
Außerdem trat diesmal ein neuer Rekord bei der längsten Trockenperiode der Messreihe auf, denn vom 22. März bis 27. April fiel an 37 Tagen in Folge kein messbarer Niederschlag – der bisherige Rekord von 33 Tagen ohne Regen vom 09. November bis 11. Dezember 1989 wurde somit deutlich übertroffen.
Der Frühling 2020 bescherte uns eine eindrucksvolle Hochdruckdominanz, die für ein außergewöhnlich sonnenscheinreiches Verwöhnprogramm gesorgt hat, denn mit 68 Tagen waren rund zwei Drittel des Frühlings von Hochdrucklagen bestimmt. Dadurch erlebten wir mit 754 Stunden Sonnenschein, was einem Überschuss von 255 Stunden oder 51 Prozent entspricht, hinter 2011 den zweit-sonnigsten Frühling der Messreihe – deutschlandweit betrachtet war es zusammen mit 2011 sogar der sonnigste Frühling seit Beginn der Sonnscheinmessungen 1951.
Mit 47 Heiteren Tagen gab es im Frühjahr ebenfalls hinter 2011 die zweit-meisten Heiteren Tagen. Analog dazu kam der Bewölkungsgrad des Himmels mit 3,0 Achteln auf den zweit-niedrigsten Stand.
Zusammen mit 2018 und hinter 2011 gab es mit 34 Tagen über 20°C die zweit-meisten dieser so genannten warmen Tage.
Bei den Windrichtungsanteilen spiegelten sich die hochdruckgeprägten Nord- und Ostlagen wider, denn der Nordostwind kam mit 25,8 Prozent auf seine höchsten Anteile seit 1990, während Winde aus dem reinen Ost-Sektor mit 11,1 Prozent sogar den höchsten Stand in einem Frühjahr der Messreihe erreichten.
Trotz überwiegend milder Tage traten im Frühjahr häufig noch Kaltlufteinbrüche auf, wobei dabei von einem Tag auf den anderen oft Temperaturstürze von mehr als 10°C zu beobachten waren. Besonders extrem war der Temperatursturz von 20°C vom 10. auf den 11. Mai, als die Höchsttemperatur bei Dauerregen nur noch 5°C betrug, während es am Vortag noch einen Sommertag bei 25,2°C gegeben hat.
Der März zeigte zwei gegensätzliche Gesichter: In der ersten Monatshälfte setzte sich die Westwetterlage aus dem Februar mit viel Regen, Wind und Stürmen noch fort, während sich ab der Monatsmitte eine stabile Hochdrucklage durchgesetzt hat, die zeitweise starken Nordostwind mit kalter Festlandsluft gebracht hat. Ab 22. März nahm die längste Trockenperiode der Messreihe ihren Anfang.
Im April gab es noch Nachtfrost bis minus 4,2°C, der Monat fiel bei einer Niederschlagssumme von 26 mm viel zu trocken aus und mit einem Temperaturmittelwert von 11,8°C war es der viert-wärmste April der Messreihe. Auch im April zeigt sich ein eindeutiger Trend zur Überwärmung, denn seit 2007 war es nun schon der sechste extrem zu warme April. Nur kräftiger Regen zum Monatsende konnte gerade noch einen neuen Trockenheitsrekord für den April verhindern.
Der Mai fiel bei einem Monatsmittel der Temperatur von 12,7°C nur geringfügig um 0,2 K zu mild aus, im Vergleich zur 30-Jahres-Norm der Messreihe war der Monat sogar um 0,5 K zu kühl. Zu den Eisheiligen trat diesmal ein ausgeprägter Kaltlufteinbruch auf. Bei einer Regensumme von 40,4 mm wurde ein Defizit von 47 Prozent erreicht.
Der März startete mit einer kräftigen Westwetterlage unter Einfluss von Tief CHARLOTTE. Randtief DIANA zog aus Frankreich herein und dessen Okklusion brachte am 1. März abends Regen und Schneeregen mit schweren Sturmböen.
Dann legte sich der Trog des Tiefs über Mitteleuropa und löste Regen- und Graupelschauer aus bei Temperaturen um 6°C. Am 5. März zog von der Biskaya Tief ELLI auf und brachte ergiebigen Regen mit einer Tagessumme von 20,5 mm sowie stürmischen Wind. Auch am 6. März war es regnerisch, denn Tief ELLI wanderte genau über Deutschland mit seinen Fronten hinweg. Ihm folgte bis zum 8. abends eine kurze Wetterberuhigung unter einem Zwischenhochkeil, ehe Tief FLORA den nächsten Schwung Regen im Gepäck hatte. Am 10. März zog das neue Sturmtief GISELA in der kräftigen Westströmung von Nordatlantik auf England zu, es brachte ergiebigen Regen und Wind. Im Warmsektor des Tiefs war es einen Tag später trocken und windig bei 13,5°C.
Am 12. März entwickelte sich an der Kaltfront das Tief HANNA und zog mit stürmischen Böen und Schauern durch, wobei sich die Luft auf 8,4°C abkühlte.
Diese Frontpassage markierte gleichzeitig das Ende der sehr lebhaften Westwind-Wetterlage und nun begann eine nicht enden wollende Hochdruckphase, die das gesamte Frühjahr maßgeblich beeinflusst hat. Über der Nordsee bildete sich am 14. März das Hoch HELGE und verlagerte sich an den Folgetagen über Polen nach Südosteuropa. Dabei wurde es freundlicher und frühlingshaft mild mit Temperaturen um 16°C. Vom Azorenhoch spaltete sich am 17. März die Hochzelle INGOLF ab und bildete eine Hochdruckbrücke zu Hoch HELGE. Die Luft erwärmte sich am 19. März auf 18°C.
Die am 21. März übergreifende Kaltfront von Tief KARAKET über Nordosteuropa markierte die ausgeprägte Luftmassengrenze zwischen subtropischer Luft im Süden Europas und arktischer Kaltluft im Norden. Das sonnige Frühlingswetter wurde mit dichten Wolken unterbrochen, es regnete leicht, morgens fiel kurzzeitig auch Schneeregen und mit Höchsttemperaturen von 5°C kam es zu einem markanten Temperatursturz.
Nach Abzug dieser Kaltfront übernahm das kräftige Hoch JÜRGEN mit Kern über Skandinavien das Zepter und leitete mit Zufuhr trocken-kalter Festlandsluft aus Nordosteuropa eine fast noch spätwinterlich gefühlte Hochdrucklage ein, die es in dieser Form im gesamten Winter nicht gegeben hat. Bis Monatsende gab es wolkenlose Tage mit Nachtfrost bis minus 2 °C, dabei wehte tagelang ein frischer bis starker Nordostwind und bei Maxima von 8°C war es zunächst richtig kalt, auch durch den gefühlt eisigen Wind.
Gegen Monatsende wanderte Hoch JÜRGEN über das Baltikum nach Weißrussland, wodurch der Kaltluftzustrom unterbunden wurde und sich die Luft deutlich erwärmen konnte. So kletterten die Temperaturen am 28. März bis auf 18,5°C.
Einen neuerlichen Kaltlufteinbruch brachte anschließend die Kaltfront von Tief MAREIKE über der Barentsee. Durch Hochdruckeinfluss hatte die Front aber außer Wolken keine Wirksamkeit und es strömte arktische Kaltluft ein, die unter Einfluss des neuen Hochs KEYWAN mit Kern zwischen Island und Skandinavien geriet, so dass der März sonnig, windig und kalt mit Höchstwerten um 7°C zu Ende ging.
Hoch KEYWAN spaltete sich zum Start in den April in zwei Kerne auf, der eine zog nach Osteuropa, während sich der andere auf den Nordatlantik verlagerte. Am 3. April streifte uns die Kaltfront von Tief PAULINE mit Wolkenfeldern. Dann wanderte das Hoch über Mitteleuropa zur Ostsee und die Luft erwärmte sich, so dass am 5. April erstmals in diesem Jahr die 20°C-Marke erreicht wurde.
Bis zum 12. April sorgten die neuen Hochdruckgebiete LORIS und MAX für warmes Frühlingswetter mit Temperaturen bis 24,5°C – es wurde so warm, wie es eigentlich erst im Mai zu erwarten wäre. Am 13. April kam es wieder zu einem Temperatursturz auf 13,5°C, als die Kaltfront des Nordmeertiefs TANJA arktische Kaltluft südwärts lenkte, die rasch unter Einfluss des neuen Hochs NIKLAS bei den Britischen Inseln geriet. Erneut brachten die Wolken aber keinen messbaren Niederschlag.
Am 17. April wurde es mit Temperaturen von 25,8°C am Rande der Hochdruckzone NIKLAS mit Schwerpunkt über dem Balkan sogar frühsommerlich warm. Dichtere Wolken im Bereich einer Front des Tiefs ULRIKE über Osteuropa zogen am 18. April durch.
Danach verstärkte sich abermals der Hochdruckeinfluss mit dem neuen Hoch ODILO über Nordeuropa, das uns bis kurz vor Ende des Monats mit sonnigen, häufig auch wolkenlosen Frühlingstagen verwöhnt hat. Mit Höchstwerten zwischen 20 und 24°C mutierte der April zu einem vorgezogenen Wonnemonat und die extreme Trockenheit ging unverändert weiter und verschärfte sich.
Erst als sich bis zum 27. April Hoch ODILO zum Schwarzen Meer zurückgezogen hat, wurde der Weg frei für die Ausläufer des Tiefs YVE über dem Ärmelkanal, das aus Südwesten am frühen Morgen mit einem Schauer (2 mm) den ersten messbaren Niederschlag seit 37 Tagen (21. März) in Eiweiler gebracht hat und damit die Rekord-Trockenheitsperiode beendete.
Am 30, April verursachten die Fronten von Tief ZLATINA bei England kräftige Regenfälle, nachmittags auch mit einem Gewitter. Es war windig und die Luft kühlte auf 12,5°C ab. Mit einer Tagessumme von 19,8 mm konnte das große Niederschlagsdefizit im April wenigstens noch etwas abgebaut werden.
Zum Auftakt des Mai verlagerte sich das Tief ZLATINA langsam über Mitteleuropa hinweg, es war sehr windig und gab viele Schauer bei Temperaturen um 12°C.
Das Gastspiel der Westwetterlage war nur von kurzer Dauer, denn ab 3. Mai sorgte Hoch PAUL mit Kern über den Britischen Inseln wieder für trockenes Wetter. In der Folge wanderte das Hoch nach Deutschland und die Temperaturen stiegen wieder an. Bei viel Sonnenschein wurden am 8. Mai 25°C erreicht.
Einen Tag später bescherte Biskaya-Tief AKI Schauer und eine Abkühlung auf 17,7°C. Am 10. Mai wurde es nochmals freundlich und frühsommerlich-warm bei 25,2°C.
Die Luftmassengrenze der beiden Tiefs AKI und BRITTA über Skandinavien sorgte am 11. Mai für ergiebigen Regen bei einer Tagesmenge von 22,4 mm und einen Temperatursturz auf 5°C. Somit war es innerhalb eines Tages um rund 20 K kälter geworden, es war der größte Temperatursturz der Eiweiler Messreihe – die Eisheiligen machten diesmal ihrem Namen alle Ehre.
Von Island zog rasch Hoch QUIRINIUS zu den Britischen Inseln und mit einer Nordlage wurden bis Monatsmitte kalte Luftmassen herangeführt. Bis zum 15. Mai stiegen die Temperaturen nicht über 17°C an. Dann stellte sich eine langgestreckte Hochdruckzone von den Azoren über Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer durch die beiden Hochkerne QUIRINIUS I und II ein und der Mai zeigte sich nun von seiner sonnigen und frühsommerlichen Seite mit Höchsttemperaturen bis 26,7°C.
Die Hochdrucklage wurde am 26. Mai kurzzeitig durch die Fronten von Tief GUDRUN unterbrochen, das über die Britischen Inseln zur Nordsee zog. Sie brachten Regen und Schauer sowie deutlich kühlere Luft bei Temperaturen um 12°C.
Nach Abzug des Tiefs setzte sich erneut Hochdruckeinfluss durch, da sich von Frankreich die Hochzelle STEFFEN zu den Britischen Inseln verlagerte. Dadurch verabschiedete sich der meteorologische Frühling sonnig bei mäßig-warmer Luft mit Temperaturen bis 21°C.