Frühlingsbilanz 2019
Ein milder und nasser Frühling mit Kaltluftrückfällen im Mai
Stürmischer März mit viel Regen, warmer April und der kälteste Mai seit 6 Jahren
Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler
Von Jörg Hoffmann – Eiweiler, den 30. Juni 2019
Bei einem Temperaturmittelwert von 9,3°C war der Frühling im Vergleich zur gültigen Normperiode 1961-90 um 0,9 K zu warm und gegenüber der seit diesem Jahr nunmehr 30-jährigen Norm der Eiweiler-Messreihe betrug die positive Abweichung allerdings nur noch 0,2 K – ein Beleg für die spürbare Klimaerwärmung der letzten drei Jahrzehnte.
Mit einer Niederschlagssumme von 243,3 Liter pro Quadratmeter wurde ein Überschuss von 25 Prozent erzielt.
Im Gegensatz zum kalten März 2018 traten diesmal keine spätwinterlichen Allüren mehr auf und insgesamt gab es im Frühjahr nur 6 Frosttage, 10 weniger als üblich und Winter-und Eistage fehlten komplett.
Die höchste Temperatur betrug 24,5°C und wurde zu Ostern am 21. und 22. April gemessen, ein Sommertag wurde damit knapp verfehlt. Aufgrund der Kaltluftrückfälle im Mai traten im Frühling keine Sommertage auf. Mit 16 Warmen Tagen über 20°C gab es nur halb so viele dieser Tage wie im Vorjahr.
Im März herrschte eine ausgeprägte Westdrift, bei der viele Sturmtiefs über das Land fegten. Dabei traten 20 windige und 9 stürmische Tage auf. Der April zeigte typisch launisches Aprilwetter mit kühlen Tagen bis hin zu fast schon frühsommerlicher Witterung in der dritten Dekade. Von markanten Kaltlufteinbrüchen und kräftigen Tiefdruckentwicklungen war der Mai geprägt. Mit einer Niederschlagssumme von 94,7 mm war der Mai der bislang der regenreichste Monat des Jahres. Nur an 8 Tagen stieg das Thermometer über 20°C an, im langjährigen Durchschnitt sind es 13. Es war der kälteste Mai seit 2013. Deutlich kühler als diesmal war der Mai auch 2010, 1996 und 1991. Die historische Serie mit 13 zu warmen Monaten wurde somit im Mai beendet, denn seit April 2018 war jeder Monat zu warm ausgefallen.
Auffällig in diesem Frühling war vor allem im April und Mai ein deutliches Nordost-Südwest-Gefälle bei den Temperaturen. Berlin war das wärmste Bundesland im Frühling, während Baden-Württemberg deutschlandweit das kälteste Bundesland gewesen war.
Bei den Windrichtungsanteilen dominierte der Nordostwind mit 21,3% der Anteile und der Nordwind kam mit 12,4% auf seinen höchsten Stand seit 2004. Die Dominanz des Nordostwindes zeigt, dass Hochdruckwetter trotz Westströmung im März und des regenreichen Mai die Nase vorne hatte.
Im März und Mai dominierten Hochdrucklagen mit 17:14 gegen Tiefdrucktage, während sich im April die Tage mit Hoch- und Tiefdruck die Waage hielten. Hochdruckgeprägte Nord- und Ostlagen traten im Frühjahr am häufigsten auf.
Nach der ungewöhnlichen Wärmeperiode von Ende Februar erfolgte im März eine nachhaltige Umstellung der Großwetterlage. Im ersten und zweiten Drittel herrschte eine lebhafte Westwetterlage und mit der Passage von Sturm- und Orkantiefs gleich an 9 Tagen wurde mindestens Windstärke 8 Beaufort, also stürmische Böen, registriert.
Der März startete kühl mit Regen bei Temperaturen um 8°C. An Rosenmontag traten mit Durchzug der Fronten von Sturmtief BENNET über der Nordsee Sturmböen auf, wobei es kurzzeitig bei Schauern im Saarland auch zu orkanartigen Böen kam, wie in Berus mit 109 km/h und Tholey mit 104 km/h. Rückseitig des Tiefs wurde es am 5. März regnerisch und kalt bei 5°C. Wechselhaft und weiterhin sehr windig verliefen die Folgetage unter Einfluss der Tiefs CORNELIUS und DRAGI. Der Höhepunkt der Sturmtiefperiode trat am 10. März auf, als sich innerhalb der stark entwickelten Frontalzone Orkantief EBERHARD bildete. Zunächst regnete es, dann folgten Auflockerungen und schwere Sturm- und orkanartige Böen fegten über das Saarland – die Wetterstation Tholey meldete 115 km/h, in Berus und Saarbrücken-Ensheim wurden Geschwindigkeiten bis 105 km/h gemessen. Nach Abzug des Sturmtiefs wurde am 11. und 12. März das Zwischenhoch GABI wirksam, wodurch es zur Wetterberuhigung und Auflockerungen kam und es wurde kühler mit Nachtfrost von minus 1°C. Danach verstärkte sich die Westdrift wieder und in rascher Abfolge zogen bis zum 18. März die Tiefs FRANZ, GEBHARD, HEINZ und IGOR mit ihren Frontensystemen über Deutschland und brachten auch teils ergiebige Regenfälle. Es blieb weiter sehr windig bis stürmisch und am 13. März gab es ein Gewitter mit Graupel. Am 19. März bildete sich aus dem Azorenhoch genau über Deutschland die Hochzelle HANNELORE, so dass der Frühling pünktlich zu seinem kalendarischen Beginn Einzug halten konnte, und wir uns nach der längeren regenreichen und wechselhaften Phase auf wolkenlose Frühlingstage bei langsamer Milderung freuen durften. Die Temperaturen stiegen am 22. März auf 19,2°C an. Die Tagesschwankung in diesen Tagen war groß, da in den windschwachen und klaren Nächten Frost bis minus 2,5°C aufgetreten war.
Ab 24. März lenkte das neue Hoch IRMELIN über den Britischen Inseln aus Nordwesten deutlich kühlere Luft und wolkenreiche Luft heran, weswegen die Temperaturen kurzzeitig auf 8 bis 10°C zurückgingen. Mit Verlagerung des Hochs nach Mitteleuropa wurde es gegen Monatsende sonniger und frühlingshafter, wobei am 30. März erstmals seit Ende Februar wieder die 20°C-Schwelle erreicht wurde.
Der April startete freundlich und sehr mild bei Temperaturen um 17°C und wir lagen an der Westseite des neuen Hochs JANA über Osteuropa. Am 3. April sorgte Tief PHILIPP über Großbritannien mit seiner Kaltfrontpassage für einen Temperatursturz auf 5,5°C und es regnete leicht. Der Höhentrog dehnte sich nachfolgend über Mitteleuropa aus und nach dessen Abzug wurde es wieder milder, blieb aber trüb. Am 9. und 10. April brachte Tief QUIRIN Regen. Zu Beginn der zweiten Aprildekade erfolgte einen weiterer Kaltluftvorstoß nach Deutschland und eine typische Nordlage bescherte Aprilwetter mit einem Schneeschauer, die Höchstwerte erreichten nur noch 5°C. Hoch KATHARINA über dem Nordmeer leitete nun eine Blockierung ein. Am 14. April kam es in der klaren Nacht zu Frost bis minus 3,5°C, was vereinzelt zu Frostschäden an der Vegetation geführt hat. Tief RENÉ brachte am 16. und 17, April etwas Regen und Milderung. Ab 18. April bestimmte das inzwischen nach Skandinavien gezogene Hoch KATHARINA unser Wetter, so dass uns über die Osterfeiertage wolkenloses, herrliches Frühlingswetter verwöhnte. Bei einem auffrischendem Nordostwind kletterten die Temperaturen auf 21 bis 23°C, am 21. und 22. April wurden 24,5°C gemessen, wobei damit das Kriterium für einen Sommertag knapp verfehlt wurde. Inzwischen löste das neue Hoch LEONORE über Osteuropa das alte Hoch ab und am 24. April stellte sich eine Südlage zwischen dem Hoch und dem von der Biskaya zur Irischen See gezogenen Tiefs SANDER ein, dessen Kaltfrontpassage ein Gewitter wie im Sommer mit einer markanten Böenwalze brachte, später fiel bis abends starker Regen. Es war schwül-warm bei 24°C. Danach lenkte Tief THEODOR bei den Britischen Inseln deutlich kühlere Luft heran.
Eine turbulente, lehrbuchhafte Tiefpassage erlebten wir am 27. April, als der Ausläufer des nach Skandinavien gezogenen Tiefs ULI zuerst für Regen gesorgt hat, ehe im Tagesverlauf das typische Rückseitenwetter mit kräftigen Schauern mit Graupel, einem Gewitter mit Hagel sowie starken Windböen Einzug hielt. Dabei war es mit Höchstwerten von knapp 10°C sehr kühl. Das Monatsende bescherte eine Wetterberuhigung und es wurde mit Temperaturen bis 18°C wieder milder.
Heiter bis wolkig und mäßig warm bei Temperaturen um 21°C stellte sich der Mai am Feiertag ein. Dann erlebten wir aber nochmals einen herben Kaltluftrückfall mit einer klassischen, zyklonalen Nordlage, als zwischen dem Hoch MAXINE bei Island und Tief WERNER über Skandinavien arktische Kaltluft weit nach Süden strömen konnte. Mit Passage der Kaltfront von Tief WERNER am 4. Mai regnet es vormittags und gegen Mittag fiel bei Temperaturen von nur noch 3°C sogar zeitweise Schneeregen – es war in Eiweiler der späteste Schneefall der Messreihe. Außerdem wurde bei einer Höchsttemperatur von 6,7°C die niedrigsten Maxima im Mai seit 2010 gemessen. Zwischenhocheinfluss des mittlerweile von England nach Mitteleuropa gewanderten Hochs MAXINE bescherte am 6. und 7. Mai eine Milderung bis 15°C. Vom 8. bis 11. Mai sorgten die Passagen der Tiefs YUKON und ZACCHARIAS für ergiebige Regenfälle, wobei am 11. eine Tagessumme von 22,5 mm registriert wurde.
Nach Abzug der über Mitteleuropa hinweg gezogenen Tiefs dehnte sich das vom Ostatlantik zur Nordsee ziehende Hoch NEYVI nach Deutschland aus und brachte Sonnenschein bei Zufuhr von kühler Festlandluft aus Nordosten, so dass die Temperaturen bei einem böigen Wind nur um 15°C lagen.
Vom 18. bis 21. Mai nistete sich Tief AXEL genau über Mitteleuropa ein. Dabei brachten feucht-warme Luftmassen in Verbindung mit einem Höhentrog kräftigen Regen, am 20. Mai auch Gewitter. Am Nordrand der Alpen und in einigen Mittelgebirgen kam es zu ergiebigen Dauerniederschlägen, die für Hochwasser und örtliche Überschwemmungen gesorgt haben.
Das abwechslungsreiche Auf und Ab ging im launischen Mai auch in der letzten Dekade weiter. Zunächst bescherte Hoch OPHELIA heitere Tage bei Erwärmung bis 23,5°C, ehe am 27. und 28. Mai Tief CLAUDIUS für leichten Regen und Abkühlung verantwortlich war. Zum Monatsende wurde es langsam wieder freundlicher, Hoch PIA zog von Westen herein, so dass der unterkühlte Wonnemonat, der diesmal aufgrund der häufigen Kaltluftrückfälle seinem Namen keine Ehre gemacht hat, mit 22°C doch noch mäßig warm zu Ende ging.
Wieder einmal bewahrheite sich die alte Wetterregel, wonach eine viel zu frühe, frühlingshafte Witterungsperiode im Februar oft kräftige Kaltlufteinbrüche im Frühjahr nach sich zieht. Nachdem es bereits Ende Februar Höchstwerte von 21,7° gegeben hat, dauerte es fast zwei Monate bis es wieder so warm wurde.