März bescherte lange Hochdruckperiode mit Rekord-Sonnenschein
Heftiger Wintereinbruch mit Schnee- und Frost-Rekord im launischen April – Frühe Hitzewelle im Wonnemonat Mai
Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler
Jörg Hoffmann – Eiweiler, den 01 November 2022
Im Vergleich zum letztjährigen Frühling erlebten wir ein eindrucksvolles Kontrastprogramm, denn das Frühjahr 2022 war um fast 3 Grad wärmer als sein besonders kalter Vorgänger.
Bei einem Temperaturmittelwert von 10,3°C war der Frühling 2022 im Vergleich zur international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 für das Saarland um 1,9 K zu warm und gegenüber der aktuellen Vergleichsperiode der 30-jährigen Norm der Eiweiler-Messreihe 1990 bis 2019 war er noch um 1,2 K zu warm.
Es war der viert-wärmste Frühling der Messreihe und er reiht sich damit ein in die besonders warmen Frühjahre 1999, 2007, 2011, 2014 und 2018,
Bei einer Niederschlagssumme von 157,6 Litern auf den Quadratmeter erlebten wir mit einem Defizit von rund 20 Prozent einen trockenen Frühling.
Am 8. April trat mit einer Niederschlagssumme von 39,1 mm die höchste Tagessumme in einem Frühling seit 2004 auf – es war gleichzeitig die dritt-höchste Tagessumme in einem Frühjahr der Messreihe.
Nachdem es im gesamten Winterhalbjahr von November bis März keinen einzigen Schneedeckentag gegeben hat, traten im April sogar noch zwei Tage mit einer Schneedecke auf, denn am 8. April kam es zu einem für die Jahreszeit ungewöhnlich heftigen Spätwintereinbruch, als starker Regen in den Abendstunden in anhaltendes, ergiebiges Schneetreiben mit Gewitter überging, so dass binnen weniger Stunden in Eiweiler 12 Zentimeter Schnee gefallen ist, was ein neuer Rekord für den April bedeutet.
Der Frühling bescherte uns mit 36 Heiteren Tage zusammen mit 2003 den dritten Platz der Messreihe hinter 2011 und 2007.
Aufgrund der großen Hochdruckdominanz im Frühjahr erreichte die Sonnenscheindauer mit 684 Stunden einen Überschuss von 36 Prozent, was den zweiten Rang hinter dem Rekordhalter 2011 mit 775 Stunden entspricht.
Eine außergewöhnlich lange Schönwetterperiode bestimmte den ersten Frühlingsmonat, wobei sich die Hochdruckgebiete quasi die Klinke in die Hand gaben, so dass der sehr sonnige März mit 222 Sonnenscheinstunden einen neuen Rekord aufgestellt hat – deutschlandweit war es ebenfalls der absolut sonnigste März seit Beginn der Sonnscheinmessungen 1951.
Auch bei den Heiteren Tagen trat mit 18 ein neuer März-Rekord auf (bisher 17 Heitere Tage 2011). Häufige Hochdrucklagen legten die Grundlage für einen herrlichen Frühlingsmonat, der allerdings sehr trocken verlief bei einer Niederschlagssumme von 25,6 mm, was ein Defizit von 60 Prozent bedeutet. Anfangs zeigte sich der März noch kühl mit Nachtfrost, während es in der dritten Dekade frühlingshaft-mild mit Temperaturen bis 21,5 Grad wurde. Bei einem Monatsmittel von 6,8°C war der März um 2,2 K zu mild.
Mit einem Temperaturmittel von 8,8°C war der April im Vergleich zur Eiweiler Norm um 0,2 K geringfügig zu kühl, während der Monat gegenüber der Referenzperiode 1961 bis 1990 um 0,6 K zu mild war. Die erste Dekade brachte noch Kaltlufteinbrüche und nur dank der ergiebigen Regen- und Schneefälle am 8. April mit einer Tagesmenge von 39,1 mm Niederschlag wurde das Soll des Monats bei einer Niederschlagssumme von 66,9 mm um 19 Prozent überschritten – ohne diese große Tagessumme wäre der der April trocken verlaufen.
Außerdem gab es noch einen Frost-Rekord im April, als am 4. mit -6,7°C die tiefste Temperatur in einem April der Messreihe aufgetreten war. Im April wurde es tagsüber nicht wärmer als 22,5°C und trotz seines eher launischen Charakters erreichte die Sonne mit 188 Stunden noch einen Überschuss von 21 Prozent.
Der Mai zeigte sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger 2021 als ein richtiger Wonnemonat, der zur Monatsmitte mit einer ersten frühen Hitzewelle bei Maxima bis 30,9°C bereits einen Vorgeschmack auf den Hochsommer bot. Bei den Warmen Tagen ab 20°C wurde mit 23 Tagen ein neuer Rekord aufgestellt. Der überaus sonnige Mai sorgte für 274 Sonnenstunden, was ein Überschuss von 34 Prozent bedeutet. Mit einem Mittelwert von 15,4°C war der Mai um 2,9 K zu warm.
Beim Niederschlag wurde mit einer Monatssumme von 65,1 mm ein Defizit von 15 Prozent aufgestellt.
Der März startete mit einer stabilen Hochdrucklage, Hoch KAI von Ende Februar wurde zu Beginn des Monats vom neuen Hoch LINO mit Kern über Skandinavien abgelöst. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein von früh bis spät täuschten allerdings den Vorfrühling nur vor, denn die Zufuhr kontinentaler Kaltluft aus Nordosten sorgte für spätwinterliche Allüren mit Nachtfrösten und einstelligen Höchstwerten. Eine solche Ostwetterlage trat im gesamten Winter nicht auf, aber aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit und der schon kräftigen März-Sonne gab es keinen Dauerfrost mehr. Die Tiefstwerte sanken am 3. März auf -5,1°C und tagsüber wurden zwischen 6 und 9°C gemessen. Die erste März-Dekade brachte damit sogar die längste Frostperiode im gesamtem Winterhalbjahr.
Am 7. März übernahm das neue Hoch MARTIN über dem Baltikum das Zepter, es wurde kurzzeitig noch etwas kälter bei Maxima von 4,5°C.
Auf Hoch MARTIN folgte Hoch NOE über Osteuropa, wodurch es deutlich milder wurde, da die Strömung auf Ost bis Süd drehte. Die Luft konnte sich spürbar erwärmen und am 10. März wurde es mit bis zu 15°C vorfrühlingshaft-mild.
Vor der Monatsmitte versuchten Tiefausläufer aus Westen gegen das Hochdruck-Bollwerk voranzukommen, die Hochdrucklage wurde kurzzeitig unterbrochen. Am 12. und 13. März gab es geringen Regen von wenigen Zehntel Litern auf den Quadratmeter durch die schwachen Ausläufer des Zentraltiefs CLAUDIA bei Island, während am 14. März Tief DONNABELLE 4,6 mm Regen gebracht hat.
Am 15. März kam es zu einer imposanten Lichtstimmung, als sich der bedeckte Himmel in surrealen Orange- und Gelbtönen verfärbt hat, da durch eine ausgeprägte Südströmung Saharasand über Spanien und Frankreich bis nach Deutschland verfrachtet wurde.
An der von Südwesteuropa nach Norden gerichteten Warmfront des ortsfesten Tiefs ELKE, westlich der Straße von Gibraltar gelegen, bildete sich das Wellentief FATIME, das bei Temperaturen von 6,8°C starken Regen brachte, wobei der Saharastaub aus der Atmosphäre ausgewaschen wurde, was an vielen Oberflächen wie Autos und Fenster als gelblich-braune Staubflecken sichtbar wurde. Dieses Phänomen ist im Volksmund auch als so genannter “Blutregen” bekannt.
Nach Abzug des Tiefs baute sich das kräftige Hoch PETER auf, das langsam von Westen herein zog und mit seinem Schwerpunkt zwischen Dänemark und der Ostsee einen starken Hochdruckblock gebildet hat, der bis in die letzte Monatsdekade für sonnenscheinreiches, oft wolkenloses Frühlingswetter sorgte.
Zunächst war es noch etwas kühl bei Temperaturen um 12°C, ab 21. März wurde es milder. Hoch PETER wurde quasi zum Dauerbrenner und dehnte sich auch weiter westwärts aus, wobei es eine ausgeprägte Hochdruckzone von den Britischen Inseln über Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer bildete. Wie ein Fels in der Brandung blockierte das Hoch alle Tiefs. Am 24. März wurde erstmals in diesem Jahr die 20-Gradmarke erreicht, am 28. März wurde es bei Höchstwerten von 21,5°C schon richtig frühlingshaft-warm. In der sehr trockenen Luftmasse waren die Temperaturgegensätze zwischen Tag und Nacht sehr groß, denn am 23. März wurde morgens der Gefrierpunkt erreicht, während tagsüber 19,3°C gemessen wurde.
Zum Monatsende setzte Luftdruckabfall ein, Hoch PETER löste sich auf und die Großwetterlage stellte sich komplett um. Von der Biskaya zog Tief JANA heran, seine Luftmassengrenze sorgte am 30. und 31. März für Regen und eine deutliche Abkühlung auf 6,6°C.
Zum Start in den April erfolgte nach den frühlingshaften Vorwochen ein markanter Kaltlufteinbruch, denn ein mächtiger Höhentrog stieß von Skandinavien bis zum Mittelmeer vor. Zwischen Hoch QUINCY westlich der Britischen Inseln und Tief LOTTE über dem Golf von Genua stellte sich eine Nordströmung ein, mit der Polarluft zu uns verfrachtet wurde. Am 2. April fielen sogar Schneeflocken bei Maxima von 1,4°C.
Hoch QUINCY dehnte sich am 3. April bis nach Deutschland aus, es wurde freundlicher und in den Nächten frostig-kalt, wobei am 4. April mit -6,7°C sogar ein neuer Frost-Rekord für den April der Eiweiler Messreihe aufgestellt wurde – der bisherige April-Tiefstwert vom 8. April 2003 mit -6,5°C wurde somit knapp unterschritten.
Am 5. April setzte sich eine stramme Westwindströmung mit Tief MIREILLE durch.
Sturmtief NASIM zog am 7. April von Schottland nach Südskandinavien und brachte Regen und stürmische Böen, bei der Passage der Kaltfront traten auch Sturmböen auf.
Am 8. April bildete sich über der südlichen Mitte Deutschlands eine markante Luftmassengrenze, an der von Süden sehr milde Luft und von Norden kalte Polarluft aufeinander prallten. An dieser Grenze entstand das kleine Wellentief ORTRUD über Frankreich, das mit seinem Kern über die Mosel- und Mainregion ostwärts wanderte. Dabei kam es zu intensiven, sehr ergiebigen Regenfällen, wobei es im Tagesverlauf immer kälter wurde – nach Frühwerten von 5,1°C wurde nachmittags nur noch 2,1°C gemessen und am frühen Abend ging der Regen zunächst in Schneeregen über, um dann rasch in sehr heftiges und dichtes Schneetreiben zu münden.
Dabei kam es über mehrere Stunden hinweg immer wieder zu Gewittern, da sich im Frontbereich eine große Labilität einstellte. Binnen 24 Stunden fielen 39,1 mm Niederschlag und am späten Abend bildete sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eine bis zu 12 Zentimeter hohe Schneedecke.
Es war der heftigste Wintereinbruch in einem April der Eiweiler Messreihe mit der höchsten Schneedecke zu dieser Jahreszeit.
Dieser eindrucksvolle, historische Winter-Spuk war am 9. April wieder Schnee von gestern, bis zum Mittag taute diese späte Nassschneedecke wieder vollständig weg.
Immerhin sehr bemerkenswert ist die Tatsache, dass nach einem völlig schneefreien Winter ausgerechnet im April der Spätwinter doch noch richtig mit zwei Schneedeckentagen zugeschlagen hat!
In der Folge wurde es rasch milder und Hoch REINER wanderte von Frankreich über Deutschland nach Osteuropa, so dass die Temperaturen am 12. April auf frühlingshafte 22,5°C kletterten.
Ab Monatsmitte stellte sich erneute eine Ostwetterlage mit dem stabilen Hoch SPIRO mit Schwerpunkt über Skandinavien ein, es war dabei sonnig, oft auch wieder wolkenlos bei 15 bis 20°C.
Der Tiefdruckkomplex THALKE verlagerte sich ab 24. April von Südwesteuropa nach Deutschland und sorgte für einige Schauer bei leichter Abkühlung auf Höchstwerte um 13°C.
Dann setzte sich am 27. April Hoch Tim mit Kern bei den Britischen Inseln durch und der Monat ging freundlich zu Ende. Allerdings brachte ein Höhentief zum Monatswechsel mehr Wolken und Schauer.
Der Mai ging leicht wechselhaft an den Start, dennoch blieb es frühlingshaft-mild. Eine Tiefdruckrinne mit feuchter und labiler Luft sorgte für Quellwolken und am Abend des 3. Mai kam es zu kräftigen Regengüssen, wobei innerhalb einer Viertelstunde die Regenmenge von 12,4 mm fiel.
Am 5. Mai führten die Ausläufer von Tief VENÜS über dem Nordmeer zu 16 mm Regen.
Mit den Hochs VOLKER und WOLF setzte sich ab 6. Mai heiteres Frühlingswetter durch, die Maxima stiegen über 20°C an und der Frühsommer erwachte kurz vor der Monatsmitte. Am 11. Mai sorgte subtropische Warmluft auf der Vorderseite von Tief XAVERINE für heiße 28,4°C, so dass der erste Sommertag der Saison registriert wurde. Danach erfolgte der Luftmassenwechsel mit Kaltfrontpassage von Tief YANNICKA mit dichten Wolken, aber ohne Regen, die Luft kühlte am 12. Mai auf 22,5°C ab.
Ab 13. Mai breitete sich vom Atlantik rasch das neue Hoch XENOPHON aus, an den Eisheiligen wurde es sonnig und wolkenlos bei Temperaturen bis 27,8°C.
Am 16. Mai kam es mit Passage der Kaltfront von Tief BORA zu einem schwachen Schauer und danach verlagerte sich vom Nordmeer Hoch YANNES nach Osteuropa und an dessen Westflanke erlebten wir eine erste, kurze Hitzewelle – der Mai probte schon einmal den Hochsommer.
Dabei markierte der 18. Mai den bisher frühesten Eintrittstermin für einen Heißen Tag innerhalb der Messreihe, als das Thermometer auf 30,3°C anstieg. Am 19. Mai kletterte das Quecksilber bis auf 30,9°C und abends griff die Tiefdruckrinne DORCHEN mit Gewitter über. Bei dem Platzregen fielen 8,6 mm Regen.
Nun nahm eine mehrtägige Gewitter- und Unwetterlage über Deutschland ihren Anfang. Am 20. Mai zog Gewittertief EMMELINDE von der Biskaya über Deutschland zur Ostsee und hatte schwüle Luft, Schauer und Gewittern im Gepäck.
Nach Abzug des Tiefs spaltete sich am 21. Mai vom Azorenhoch die neue Hochzelle ZEUS ab, es wurde heiter und trocken bei mäßig-warmen Höchstwerten bis 23°C.
Am 23. Mai stellte sich erneut eine schwül-warme Südwestströmung ein, denn Gewittertief FINJA wanderte von Frankreich zur Nordsee. Gegen Abend entlud sich ein kräftiger gewittriger Regenguss mit starken Windböen – es fielen 13,1 mm Regen.
Danach ging die wechselhafte und teilweise sehr warme Frühsommerwitterung im Mai zu Ende, zum Monatsausklang erfolgte mit Umstellung auf eine Nordwestlage ein klassischer Kaltlufteinbruch für den zu Ende gehenden Frühling, denn zwischen dem Zentraltief HANNAH über Nordeuropa und Hoch BURKHART zwischen Island und Irland wurde ein Schwall maritimer Polarluft vom Nordmeer nach Mitteleuropa gelenkt.
Mit einem Wechselspiel aus freundlichen Phasen und dichteren Wolken verabschiedete sich mit dem Mai auch das überaus sonnenscheinreiche Frühjahr trocken und eher kühl mit Maxima zwischen 15 und 21°C.