Winter 2016/2017 lag im Durchschnitt
Trockener und sonniger Winter mit strenger Kälte im Januar. Schneearmer Hochdruck-Winter bescherte Trockenheits-Rekord.
Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler – von Jörg Hoffmann.
Eiweiler, den 18.03.2017
Der Winter 2016/17 brachte nach drei viel zu milden Winter in Folge die Trendwende, was maßgeblich am kältesten Januar seit 2010 gelegen hat, der dazu führte, dass der Winter insgesamt im Durchschnitt lag.
Der Dezember fiel geringfügig zu kalt aus, während der Februar deutlich zu mild verlief. Mit einem Temperaturmittel von 1,2°C erreichte der Winter exakt den Mittelwert für das Saarland der immer noch gültigen Normperiode der Jahre 1961-1990.
Im Vergleich zum Mittelwert der wesentlich milderen Periode meiner Messreihe seit 1989 fiel der Winter allerdings um 0,3 Grad etwas zu kalt aus.
Aufgrund der großen Hochdruckdominanz wurde innerhalb meiner Messreihe ein neuer Trockenheitsrekord aufgestellt. Bei einer Niederschlagssumme von 121 Liter auf den Quadratmeter – das entspricht 48 Prozent des Solls – erlebten wir den trockensten Winter seit 44 Jahren.
Der bisherige Rekord der Messreihe aus dem Winter 1995/96 mit 151 mm Regen wurde damit eindrucksvoll unterboten – damals war es übrigens ein besonders strenger Winter, der von Natur aus eher trocken ausfällt.
Besonders verantwortlich für die Winter-Trockenheit in diesem Jahr war der extrem trockene Dezember, der bei einer Monatsmenge von nur 13,8 mm ebenfalls einen Rekord aufgestellt hat. Auch im Januar gab es zu wenig Niederschlag, während der Februar mit 94 Prozent fast sein Soll erreicht hat.
Darüber hinaus war der Winter äußerst schneearm. Im Dezember fiel überhaupt kein Schnee, lediglich im Januar lag an zwölf Tagen eine dünne Schneedecke von einem Zentimeter und an zwei Tagen im Februar bildete sich eine 3 Zentimeter hohe Schneedecke.
Bei einer Sonnenscheindauer von 205 Stunden, was ein Plus von 10 Prozent bedeutet, durften wir uns über den sonnigsten Winter seit 8 Jahren freuen.
Mit 65 Frosttagen traten so viele Frosttage auf wie seit dem Winter 2008/09 nicht mehr – immerhin der vierte Platz der Messreihe.
Der Winter 2016/17 war gekennzeichnet durch starke Hochdrucklagen, die vor allem im Januar strenge Kältewellen gebracht haben. Erwähnenswert waren aber auch die Sturmtiefs EGON im Januar oder UDO Ende Februar, die im Saarland orkanartige Böen gebracht haben.
Auffällig war auch eine überdurchschnittlich große Nebelhäufigkeit, denn 26 Nebeltage haben zu einem neuen Rekord geführt.
Die höchste Temperatur im Winter wurde Mitte Februar bei 14°C gemessen, während minus 11,5°C am Morgen des 7. Januar den Tiefstwert markiert hat.
Im Dezember hielt sich in der ersten und zweiten Dekade lange Zeit durch eine stabile Hochdrucklage mit den Hochs UWE, WOLFGANG und XANDER eine trockene Mischung aus Sonne und Nebel. Der Schwerpunkt der Hochs lag meist über Mitteleuropa, wodurch sich eine Inversionslage bilden konnte. Zunächst war es kalt bei leichten Plusgraden tagsüber und Nachtfrösten, im zweiten Drittel wurde es mit bis zu 9°C kurzzeitig milder, ehe es wieder abkühlte.
Kurz vor Weihnachten stellte sich die Großwetterlage vorübergehend auf West um, es kam zu einer Milderung mit Regen. Der erste nennenswerte Regen des Monats konnte jedoch den trockensten Dezember der Messreihe bei einer Niederschlagssumme von 13,8 mm nicht mehr verhindern. Nach den Feiertagen wurde es unter Einfluss des neuen Hochdruckgebietes YÖRN zwischen den Jahren wieder kälter, wobei sich nach sonnigen Tagen rasch dichter Nebel bildete, so dass sich der Silvestertag als ein eisiger Wintertag mit starken Reifablagerungen in der Natur bei Temperaturen von minus 5°C präsentierte.
Das Jahr 2017 startete ebenso neblig und eisig wie 2016 geendet hat. Eine romantisch, reifgeschmückte Winterlandschaft, wie es sie bei uns im Flachland in dieser Form nur selten zu bestaunen gibt, war geradezu ideal für viele schöne Winterfotos, die auch der Autor dieser Zeilen gemacht hat.
Am 2. Januar zog Tief CORINNA (noch im alten Jahr entstanden, daher weiblicher Name) heran und sorgte in Eiweiler sehr spät für den ersten Schnee der Saison – es bildete sich eine dünne, 1 Zentimeter hohe Schneedecke. Einen Tag später wanderte Tief AXEL über Deutschland hinweg und auf der Rückseite dieses Sturmtiefs erfolgte ein markanter Kaltlufteinbruch arktischer Luftmassen, die rasch unter Einfluss des Hochs ANGELIKA gerieten. Eine kurze Kältewelle mit Dauerfrost am Tag von minus 5°C stellte sich ein und die Nächte brachten strengen Frost bis minus 11,5°C am 7. Januar.
Abends streifte uns aber schon die Warmfront von Tief BENJAMIN und auf den tief gefrorenen Böden verursachte Eisregen und Regen Glatteis. Nach zwei trockenen und nebligen Tagen griff die atlantische Frontalzone wieder auf Mitteleuropa über. Zunächst bescherte die Warmfront von Tief CAIUS bei Temperaturen um den Gefrierpunkt den kräftigsten Schneefall des Winters am 10. Januar, als sich eine 10 Zentimeter hohe Schneedecke bildete.
In der Folge übernahm eine turbulente Westlage das Zepter und vertrieb mit Tauwetter die Kaltluft. Der Atlantik mischte die Atmosphäre ordentlich auf und die großen Temperaturgegensätze führten zur kräftigen Entwicklung des Orkantiefs EGON, das in der Nacht zum 13. Januar mit schweren Sturmböen und orkanartigen Böen über das Saarland zog – die Wetterstation Berus meldete sogar volle Orkanböen bis zu 126 km/h.
Nach Abzug des Orkantiefs wurde der Weg frei für die zweite, und diesmal längere Kältewelle des Januars. Hoch BRIGITTA verlagerte sich von Skandinavien nach Mitteleuropa und bescherte uns sonnige Wintertage mit mäßigen Nachtfrösten; am 22. und 23. Januar trat strenger Nachtfrost bis minus 11°C auf.
Im weiteren Verlauf übernahmen die Hochs DORIS und CHRISTA die Regie und es bildete sich wieder vermehrt Hochnebel.
Während im Flachland kein Schnee lag, wurde im Saarland oberhalb von 350 bis 400 Meter jedoch eine Schneedecke angetroffen, die sich bei dieser Kälteperiode lange halten konnte. In den nördlichen Regionen des Saarlandes wie zum Beispiel am Bostalsee betrug die Schneehöhe 10 Zentimeter und auf dem Schaumberg (568 Meter) bei Tholey lag der Schnee 15 Zentimeter hoch.
Der um 2,4 Grad zu kalte Januar – es war der kälteste seit 7 Jahren – ging mit einem Wetterwechsel zu Ende, als Tief HUBERT zum Monatsende für Milderung und starken Regen sorgte. Ingesamt traten im Januar 29 Frosttage auf – genauso viele wie zuletzt im Januar 2010. Bayern erlebte sogar den kältesten Januar seit 1987. Im Saarland zählt der Januar zu den sechs kältesten Januarmonaten der letzten 30 Jahren, wobei aber der Januar 1987 bei einem Mittelwert von minus 4,7°C (negative Abweichung von 5,2 Grad) unangefochtener Rekordhalter dieser Periode bleibt.
Der Februar verlief bei einer positiven Abweichung zur Norm um 2,6 Grad viel zu mild und vom Winter war außer leichtem Nachtfrost nur noch wenig zu spüren. Durch die Tiefs JÜRGEN, LEIV und MARCEL stellte sich eine wechselhafte Witterung mit häufigem Regen ein.
Gegen Ende der ersten Dekade etablierte sich über Nordeuropa das blockierende Hochdruckgebiet ERIKA und es kühlte ab.
Ein Höhentief über Frankreich verursachte am 10. und 11. Februar leichten Schneefall, doch die 3 Zentimeter hohe Schneedecke taute rasch wieder weg. Mit Verlagerung des Hochs nach Südosteuropa erlebten wir zur Monatsmitte bei wolkenlosem Himmel schon ein Gastspiel des Vorfrühlings bei sehr milder Luft bis 14°C. Danach wurde es wechselhafter und die Großwetterlage stellte sich grundlegend um, denn in der letzten Dekade des Winters herrschte eine atlantische Westströmung, mit der Sturmtiefs über Mitteleuropa zogen.
Die Tiefs STEFAN, THOMAS, GERI und UDO brachten Regen und sehr milde Luft, es war sehr windig bis stürmisch.
Der meteorologische Winter verabschiedete sich mit einem Paukenschlag, als sich die markante Kaltfront von Tief UDO am Abend des Rosenmontags zu einer richtigen Unwetterfront wie im Sommer verstärkt hat und mit einem kräftigen Gewitter samt Starkregen und schweren Sturmböen besonders heftig über das Saarland gezogen war – örtlich trat sogar Windstärke 11 mit orkanartigen Böen auf, wie am Flughafen Saarbrücken-Ensheim mit 108 km/h und in Tholey mit 104 km/h .
Nach den zweistelligen Temperaturen bis 12°C der Vortage kam es am 28. Februar zu einem Temperatursturz von fast zehn Grad.
Die Kältesumme des Winters, die sich aus der Summe der negativen Tagesmittel ergibt, betrug -95,5°C und liegt damit im unteren, normalen Niveau. Von der Großwetterlage her wäre diesmal vor allem wegen der strengen Kältewelle im Januar ein kalter Winter möglich gewesen, jedoch hat der viel zu milde Februar letztendlich einen kalten Winter verhindert.
Der letzte strenge Winter gemäß der Definition der Kältesumme trat übrigens in Eiweiler 2001/02 bei einer Kältesumme von -193,2°C auf.