Witterungsbericht der Wetterstation Eiweiler
Jörg Hoffmann; Eiweiler, den 15.01.2017
Die Wetterküche hat dem Saarland im zu Ende gegangenen Wetterjahr 2016 wieder ein abwechslungsreiches Menü serviert, das uns öfters extreme Witterung beschert hat. Der Winter war nur spurenhaft zu erkennen mit einem kurzen Gastspiel im Januar. Sturmtiefs machten den Fastnachtsumzügen einen Strich durch die Rechnung und der Frühling machte sich einen faulen Lenz mit häufigen Kaltlufteinbrüchen, die vor allem im April aufgetreten waren.
Eine bemerkenswert lange Unwetterserie herrschte von Ende Mai bis Mitte Juni mit viel Regen und örtlichen Überflutungen im Saarland, ehe im wechselhaften Sommer eine Trockenheit ihren Anlauf nahm, die sich zum Jahresende noch verstärkte. Erst in seinem Endspurt brachte uns der Sommer eine intensive Hitzewelle mit den heißesten Tagen des Jahres.
Der Spätsommer im September wurde hochsommerlich heiß und entschädigte so für den Schaukel-Sommer zuvor. Der weitere Herbst verlief im Oktober und November eher durchschnittlich und hochdruckgeprägt mit viel Nebel.
Mit einem Temperaturmittel von 9,7 Grad war das Jahr 2016 um 0,8 Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt. Der heißeste Tag des Jahres war der 26. August mit 36,1 Grad in Eiweiler – deutschlandweit wärmster Ort des Jahres war die DWD-Station Saarbrücken-Burbach mit 37,9 Grad am 27. August.
Die tiefste Temperatur trat am 20. Januar mit Nachtfrost von minus 12 Grad auf.
Aufgrund der Tatsache, dass die Hälfte des Jahres regenreich war und an den anderen sechs Monaten deutlich weniger Regen als üblich gefallen war, erreichte die Regensumme mit 898 Liter auf den Quadratmeter nahezu ihr Soll (97 Prozent).
Mit einer Sonnenscheindauer von 1464 Stunden schien die Sonne 14 Prozent weniger als im Durchschnitt, was vor allem auf die große Sonnenscheinarmut von April bis Juni zurückzuführen war – das Saarland war sogar das sonnenscheinärmste Bundesland in Deutschland.
Der Januar zeigte sich regenreich und sehr mild mit einem einwöchigen Winter-Intermezzo mit Schnee und Dauerfrost. Zunächst brachte im ersten Januardrittel eine kräftige Westströmung viel Regen, ehe ab Monatsmitte ein Wintereinbruch erfolgte. Glatteisregen beendete nach einer Woche die Frostperiode und im letzten Monatsdrittel kam es zu einer rasanten Milderung bis 13 Grad, so dass der Januar stürmisch und nass zu Ende ging.
Winterwetter fand im Februar nicht statt, dafür verlief er sehr mild, windig bis stürmisch. Außerdem war es der regenreichste Februar seit 14 Jahren. Ausgerechnet an Rosenmontag und Fastnachtsdienstag sorgten die beiden Sturmtiefs Ruzica und Susanna für Turbulenzen, als wegen sintflutartiger Regenfälle und schwerer Sturmböen fast alle Umzüge im Saarland abgesagt werden mussten. Innerhalb von zwei Tagen fielen 51 Liter Regen pro Quadratmeter, was zu Überflutungen gesorgt hat, sogar der Köllerbach trat in der Heusweiler Ortsmitte über die Ufer.
Der Frühling markierte nach der viel zu warmen Periode der letzten Monate eine Trendwende, März und April fielen kälter als üblich aus. Das launische Frühjahr mit wenig Sonnenschein fiel ins Wasser, es herrschte eine kühle, trübe und nasse Witterung mit wiederholten Kaltluftrückfällen.
Der März startete nass-kalt, ein kräftiges Winter-Gewitter bescherte Hagel und Schnee am 2. März. Ein großes Schneechaos löste der Spätwinter am 7. März im Raum Saarbrücken und südöstlichen Saarland aus, als eng begrenzt 20 Zentimeter Schnee gefallen war, während der Großteil des Saarlandes von diesem Märzwinter-Spuk nichts mitbekam. Danach setzte sich trocken-kalte Festlandsluft aus Nordosten mit Nachtfrost durch, nur kurzzeitig wurde es etwas frühlingshaft bei 15 Grad, ehe der März wieder wechselhafter und nass wurde.
Ganz im Gegenteil zu den oft schon frühsommerlichen Vorjahren machte der April diesmal seinem Ruf als launischer Monat alle Ehre. Nachdem es für einige Tage ein Frühlings-Intermezzo gegeben hatte, sorgte in der letzten Dekade ein markanter Kaltluftvorstoß für einen herben Temperatursturz. Polarluft aus dem hohen Norden ließ den Frühling regelrecht abstürzen, als uns Regen, Gewitter und Graupelschauer bei einstelligen Höchstwerten und Nachtfrost bis minus zwei Grad kalt erwischten.
Der Wonnemonat Mai bescherte uns zunächst einige schöne Frühlingstage, die stabilste Schönwetterperiode des Frühlings bei Erwärmung bis 25 Grad dauerte aber nur eine Woche. Bereits zu Beginn der zweiten Mai-Dekade zeigte sich der Mai sehr wechselhaft und die Temperaturen fuhren Achterbahn bei häufigen Kaltluftrückfällen. Zu Pfingsten schlugen die Eisheiligen bei sehr kühlen Höchstwerten um 12 Grad zu. Ab Ende Mai nahm eine historische Unwetterlage über Deutschland ihren Anfang. Energiereiche, feucht-warme Mittelmeerluft verursachte Gewitter und sintflutartige Regenfälle – am 28. Mai fielen in Eiweiler 22 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb einer halben Stunde und am 30. Mai wurde eine Tagessumme von 25 Liter gemessen.
Der Sommer war insgesamt ein Durchschnitts-Sommer der Extreme: Auf den regenreichen Unwettermonat Juni folgte große Trockenheit im Juli und August. Über weite Strecken kochte der wechselhafte Sommer auf Sparflamme, ehe erst ab Mitte August eine Umstellung auf eine stabile Hochdrucklage erfolgte, die auch noch im September wetterbestimmend war.
Der sehr unbeständige Sommermonat Juni mit der wochenlangen Unwetterserie in Deutschland sorgte fast täglich für Schlagzeilen: Häufig gab es Blitz, Donner und starke Regengüsse und am 7. Juni traf es das Saarland vor allem in Dirmingen und im Sulzbachtal, als örtlich eng begrenzte, schwere Unwetter niedergingen, die mit Sturzfluten und Überschwemmungen in diesen Orten große Schäden angerichtet haben.
Mit einer Regensumme von 152 Liter auf den Quadratmeter erlebten wir den viertregenreichsten Juni der Eiweiler Messreihe und mit 9 Gewittertagen wurde sogar ein neuer Juni-Rekord aufgestellt. Sonnenschein war Mangelware, denn mit nur 131 Sonnenstunden, was ein Defizit von 40 Prozent bedeutet, war es der sonnenscheinärmste Juni der letzten Jahrzehnte.
Der Juli war der siebte Monat in Folge mit einem Sonnscheindefizit. Nach wechselhaftem und kühlem Start setzte sich kurzzeitig Hochsommerwetter bei 31,7 Grad durch. Mit einem Auf und ab ging der Schaukel-Sommer im weiteren Juli-Verlauf weiter, am 20. Juli sorgte eine Hitzewelle für Temperaturen bis 34 Grad. Insgesamt verlief der Juli trocken bei einem Niederschlagsdefizit von 61 Prozent.
Der August verlief in den ersten beiden Dekaden mit dem gewohnten Wechsel aus Zwischenhochs und Tiefs, die aber nur wenig Niederschlag brachten. Arktische Luftmassen mitten im Sommer führten am 11. August zu einem Absturz in den Frühherbst, als mit Tiefstwerten von 3,8 Grad die niedrigste Temperatur in einem August seit 21 Jahren gemessen wurde. Als die Hundstage eigentlich zu Ende waren, lief der verspätete Hochsommer ab dem 23. August doch noch zur Topform auf. Eine extreme Hitzewelle für Ende August mit wolkenlosen Hochsommertagen ließ das Köllertal bei Spitzenwerten bis 36,1 Grad ordentlich schwitzen.
Die Regensumme im Herbst wies ein Defizit von 25 Prozent auf, er war etwas wärmer als üblich, was durch einen rekordverdächtigen September hervorgerufen wurde.
Der Hochsommer ging im September in die Verlängerung, als eine außergewöhnliche, lang anhaltende Schönwetter- und Hitzeperiode dafür sorgte, dass der Monat zusammen mit seinen Vorgängern 1947, 1999 und 2006 zum viertwärmsten September in Deutschland zählt seit es Messungen gibt. Mit Temperaturen bis 32 Grad am 13. September wurde die höchste Temperatur in einem September meiner Messreihe registriert. Die erste Monatshälfte bescherte eine extreme Hitzewelle wie im Hochsommer. Nach einem wechselhaften Intermezzo mit etwas Regen beehrte uns in der dritten Dekade der typische Altweibersommer dank der Hochdruck-Familie Matthias, Nikolaus und Otto.
Die Trockenheit ging weiter, denn mit einer Regensumme von lediglich 18,7 Liter pro Quadratmeter erlebten wir sogar den trockensten September seit Beginn der Messreihe 1989.
Ergiebiger Regen zu Oktoberanfang bei einer Regensumme von 34 Liter verursachte die höchste Tagessumme des Jahres 2016. Insgesamt war es ein kühler Oktober, es wurde nicht wärmer als 18,5 Grad am 16. Oktober. Häufig spielte die Atmosphäre Sonne-Nebel-Lotto. Wenigstens zum Monatsende schaute der goldene Oktober bei Sonnenschein und Temperaturen bis 15 Grad doch noch vorbei.
Nach einem sehr milden Start an Allerheiligen bei Temperaturen von 14 Grad kühlte der November an den Folgetagen spürbar ab, tagsüber war es bei Werten um vier Grad recht kalt. Am 3. November trat der erste Frost der Saison auf. Ab Monatsmitte erfolgte der Übergang zu einer milden Westwetterlage mit Regenwetter bei 13 Grad. Das Monatsende brachte einen Kaltlufteinbruch mit einer frühwinterlichen Hochdrucklage – wolkenlos mit Nachtfrösten bis minus 7 Grad endete der November.
Der Dezember wurde von einer ausgeprägten Hochdruckdominanz bestimmt, dabei gab es den typischen Mix aus Sonne und Nebel bei einer Inversionslage. Häufig war es neblig-trüb und mit 17 Nebeltagen wurde ein absoluter Monatsrekord der Messreihe erreicht. Dennoch war es mit 76 Sonnenstunden der sonnenscheinreichste Dezember seit 15 Jahren bei einem Überschuss von 58 Prozent. Nach den milden Vorjahren erlebten wir den kältesten Dezember seit 6 Jahren bei einer geringen negativen Abweichung vom Mittel – das Saarland war sogar das einzige Bundesland mit einer negativen Abweichung. Mit nur 13,8 Liter Regen war der Dezember der trockenste Monat des Jahres 2016 und gleichzeitig wurde ein neuer Trockenheitsrekord für den Dezember aufgestellt. Nach einstelligen Höchstwerten und leichtem Nachtfrost kam es zu Weihnachten zu einer kurzen Milderung bis 8,5 Grad bei etwas Regen. Zwischen den Jahren war es zunächst sonnig, an Silvester verhüllte ganztägig Nebel die Landschaft und bei eisigen Temperaturen tagsüber von minus fünf Grad kam es zu starken Raureif- und Raueisbildungen an Bäumen.
Mit einer malerischen, weiß angehauchten Winterlandschaft verabschiedete sich das Jahr 2016.