2015 – ein Wetterjahr der Extreme: Rekord-Trockenheit und Gluthitze
Ein Sommer wie am Mittelmeer und die größte Dürre seit 1976
Von Jörg Hoffmann
Das abgelaufene Jahr 2015 war ein Jahr der Extreme: Bei einem Temperatur-Mittelwert von 10,4 Grad war das zweitwärmste Jahr der Messreihe von großer Trockenheit geprägt. Es herrschte ein Sommer wie am Mittelmeer, der fast an den Rekord-Sommer 2003 heranreichte. Winterwetter herrschte im Jahr 2015 nur wenige Wochen im Januar und Februar, während sich der Winter im wärmsten Dezember aller Zeiten einen Totalausfall geleistet hat. Wieder einmal wurde das Frühjahr von viel Sonne und Wärme gekennzeichnet.
Eine auffällige Regenarmut zog sich wie ein roter Faden durch das ganze Jahr, neun trockene Monate stehen nur drei regenreichen Monaten gegenüber.
Bei einer Regensumme von 646 Liter auf den Quadratmeter – ein Minus von einem Drittel – wurde sogar der bisherige Rekord meiner Messreihe aus 2003 gebrochen und gleichzeitig war 2015 im Saarland das trockenste Jahr seit 1976. Wir erlebten ein außergewöhnliches Dürrejahr, wie es in unserer Region seit fast vier Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten ist. Das große Niederschlagsdefizit von 300 mm entspricht etwa vier durchschnittlichen Monatssummen, die uns 2015 gefehlt haben!
Mit 12 Gewittertagen war es außerdem das gewitterärmste Jahr seit 17 Jahren.
Das Jahr 2015 startete zunächst weiß, doch rasch wurde die kurze Winter-Episode, die nach Weihnachten begonnen hatte, wieder durch Tauwetter beendet. Eine atlantische Westlage sorgte mit Sturmtiefs für Regen und sehr milde Luft, die Temperaturen kletterten bis 12 Grad. In der letzten Januardekade bescherte uns ein kräftiger Wintereinbruch ergiebige Schneefälle. Ein kräftiges Tief namens MISCHKA nistete sich mit feuchten und kalten Luftmassen über Deutschland ein und löste bei Temperaturen um den Gefrierpunkt immer wieder Schneefall aus, wobei es auf engstem Raum im Saarland zwischen tiefen und höheren Lagen große Unterschiede gab, was Bildung und Mächtigkeit einer Schneedecke anging. Am Monatsende lag der Schnee in Eiweiler 19 Zentimeter hoch. Der Januar war sehr trüb, die Sonne erreichte nur 40 Prozent ihres Solls.
Die dicke Schneedecke hielt sich auch im ersten Februardrittel bei mäßigen Nachtfrösten bis minus 8 Grad, was gleichzeitig auch die tiefste Temperatur des Jahres bedeutete – das zweithöchste Minimum hinter 2008 mit minus 7,5 Grad. Bei einer ruhigen Hochdrucklage mit Sonne und Hochnebel konnte man die herrliche Winterlandschaft einige Tage genießen, ehe es im weiteren Verlauf des Monats wieder milder wurde und der Schnee abtaute. Immerhin fiel der Februar etwas zu kalt aus.
Der Frühling sorgte wie schon in den Vorjahren erneut wieder für ein eindrucksvolles Verwöhnprogramm aus Sonne und Wärme, stabile Hochdrucklagen verursachten eine Trockenheit. Kühl und nass begann der März, doch rasch setzte sich eine eindrucksvolle Hochdruckdominanz durch. Die Hochs gaben sich die Klinke in die Hand und bei sonnigem Frühlingswetter erwärmt sich die Luft bis 15 Grad. Ende März wurde der stabile Lenz durch ein Intermezzo der Westlage unterbrochen, wobei am 31. März Orkantief NIKLAS schwere Sturmböen bei Graupel und Gewitter ausgelöst hat. Selbst das Wahrzeichen von Elversberg, die berühmte hundertjährige Kaiserlinde, die dem dortigen Fußballstadion ihren Namen verliehen hat, fiel dem Sturm zum Opfer.
Nach kühlem und wechselhaftem Start präsentierte sich der April mit einer stabilen Schönwetterperiode über weite Strecken sonnig und fast schon frühsommerlich warm. Zur Monatsmitte trat mit 25,6 Grad schon relativ früh der erste offizielle Sommertag auf. Ende des Monats wurde die lange Trockenheit im Frühjahr durch ergiebigen Regen etwas gelindert.
Zwar fiel der Mai-Einstand zunächst ins Wasser und es war kühl, jedoch wurde es danach bis kurz vor Monatsmitte wieder freundlich und wärmer bei Temperaturen bis 26,5 Grad. Die zweite Monatshälfte verlief allerdings wechselhafter und kühler. Im eigentlichen Wonnemonat schien die Sonne deutlich weniger als im April.
Dann erlebten wir einen Sommer wie am Mittelmeer – mit Gluthitze und Rekord-Trockenheit war er der heißeste Sommer seit 2003. Wiederholte Hitzewellen schufen mediterrane Verhältnisse, vor allem im Juli und August mit bemerkenswerten Vorstößen von subtropischen und tropischen Luftmassen. Die Witterung hatte große Ähnlichkeiten mit dem Rekord-Sommer 2003, ohne jedoch an meiner Wetterstation die Mittel- und Spitzenwerte der Temperatur aus dem damaligen Sommer zu erreichen. Hitze und Regenarmut führten zur schlimmsten Dürre seit 1976, deren Folgen in der Natur unübersehbar waren.
Der Juni startete mit einer ersten Hitzewelle bei Temperaturen bis 32 Grad, ehe danach eine nördliche Strömung für mäßig warme Witterung sorgte. Nach der Monatsmitte grüßte die Schafskälte, es wurde wechselhaft und etwas Regen brachte jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Gegen Monatsende erfolgte der Übergang zu einer stabilen Hochdrucklage dank Hitze-Hoch ANNELIE. Ganz im Gegensatz zu den Vorjahren etablierte sich zum Siebenschläferzeitraum beständiger Hochsommer, der mit kurzen Unterbrechungen bis Mitte August dominierend war. Hochdruckeinfluss über Deutschland und Osteuropa setzte in Verbindung mit Atlantiktiefs häufig eine Südströmung in Gang, so dass heiße Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns gepumpt wurde. Einen Höhepunkt der Hitzewelle erlebten wir zu Julibeginn, als eine sengende Gluthitze mit 37,2 Grad für einen neuen Juli-Rekord meiner Messreihe gesorgt hat. Insgesamt traten 12 heiße Tage über 30 Grad auf, darunter noch drei Tage mit extremer Hitze über 35 Grad. Es war der zweitheißeste Juli der Messreihe. Am 25. Juli brachte das für einen Sommer ungewöhnlich kräftige Sturmtief ZELJKO einen Temperatursturz um 15 Grad und unterbrach für einige Tage die große Hitze.
Im August setzte sich die markante Hitzewelle fort, abermals wurden Sahara-Luftmassen zu uns gelenkt, so dass der 7. August mit 37,7 Grad zum heißesten Tag des Jahres in Eiweiler wurde. Deutschlandweit wurde sogar ein neuer Allzeit-Hitze-Rekord aufgestellt: Im unterfränkischen Kitzingen kletterte das Thermometer gleich zweimal, am 5. Juli und 7. August, auf den Rekordwert von 40,3 Grad. Bis Augustmitte wurde es schwül-heiß und gewittriger. Danach kam es zu einem kompletten Wetterumschwung, kühle Atlantikluft sorgte mit etwas Regen jedoch kaum für eine Linderung der Dürre. Bereits in der letzten Augustdekade kehrte der Hochdruckeinfluss zurück, so dass der mediterrane Sommer mit nochmaliger Hitze von bis zu 33 Grad einen heißen Ausstand feierte.
Der leicht unterkühlte September brachte die Wende und beendete die lange Serie von sieben trockenen Monate in Folge. Nach der monatelangen Regenarmut fielen im September 96 Liter Regen auf den Quadratmeter. Richtige Sommertage über 25 Grad traten zwar keine mehr auf, dennoch erfreuten uns noch einige freundliche Altweibersommertage mit angenehmer Wärme. Am 16. September wurde in Eiweiler mit 34,4 mm die höchste Tagessumme des Jahres gemessen.
Bei einer Regenmenge von 25,7 Liter pro Quadratmeter – nur 30 Prozent des Solls – erlebten wir den trockensten Oktober der Messreihe. Vom goldenen Oktober war nur zum Monatsanfang bei Temperaturen bis 19 Grad etwas zu spüren. Danach wurde es kühler, der erste Frost trat in Eiweiler am 13. Oktober relativ früh auf.
Der November verlief in der ersten Hälfte viel zu mild, dabei wurde mit 19,5 Grad sogar ein neuer November-Rekord aufgestellt. Bei einem Monatsmittelwert von 7,7 Grad war er der zweitwärmste November der Messreihe hinter 1994 und 2009. In der letzten Dekade kam es zu einem Kälteeinbruch, der uns mit dem ersten Schnee am 24. November ein kurzes Winter-Gastspiel bescherte. Es trat Nachtfrost bis minus 4,3 Grad auf.
Im Dezember löste eine außergewöhnliche Großwetterlage eine extreme Mildheit und einen Totalausfall des Winters aus. Der aus der Art geschlagene, beinahe frühlingshaft anmutende Dezember brach alle Rekorde:
Noch nie war ein Dezember seit Beginn der Messungen in Deutschland so warm wie diesmal – der Mittelwert von 7,0 Grad verursachte bei einer Abweichung von 5,5 Grad den größten Wärmeüberschuss aller Monate meiner Messreihe. An 16 Tagen stieg das Thermometer über 10 Grad. Der wärmste Wintermonat überhaupt bot eine Mischung aus März und April und die Tiefstwerte lagen oft um 10 Grad. Mit Werten um 12 Grad war es das wärmste Weihnachtsfest in Eiweiler der letzten 26 Jahre. Außerdem war der Dezember der trockenste der Messreihe bei einer Regensumme von 41,8 Liter pro Quadratmeter.
Wetterstation Eiweiler
Jörg Hoffmann
Eiweiler, den 05.01.2016