Ein Durchschnitts-Sommer 2016 der Extreme

Auf regenreichen Unwettermonat Juni folgte Trockenheit im Juli und August  – große Hitze zum Sommerausklang. Der Sommer 2016 war etwas zu warm , zu trocken und zu trüb.

Das Saarland erlebte einen Sommer der großen Gegensätze zwischen nass und trocken, kühl und warm. Er begann mit viel Regen und Gewitter bei wenig Sonnenschein und eher unterkühlt, brachte aber im Juli und August eine Trockenheit bei einem steten Auf und Ab der Temperaturen, wobei erst in der letzten Augustdekade die heißesten Tage des Jahres auftraten. Insgesamt war es bis zur Augustmitte ein typisch wechselhafter Sommer, der für unsere Breiten völlig normal ist, und bei der sich die berühmt-berüchtigte Siebenschläferregel wieder einmal bestätigt hat.

Diagramm des Temperaturverlaufs aller Sommermittelwerte seit Aufzeichnungsbeginn 1989
 Erst in seinem Endspurt bescherte er uns eine stabile Schönwetterperiode. 

Der Sommer 2016 war bei einem Mittelwert von 17,8°C um 1,1 Grad wärmer als die gültige Normperiode 1961-1990, im Vergleich zur Eiweiler Norm seit 1989 betrug die positive Abweichung nur 0,3 Grad.
Der heißeste Tag des Jahres trat erst am 26. August mit 36,1°C auf. Nur zwei Wochen zuvor wurde mit 3,8°C die tiefste Temperatur des Sommers gemessen – gleichzeitig war dies ein neuer Rekord für die zweite Augustdekade und die tiefste Temperatur eines Sommers seit 11 Jahren.
Die besonderen Tage des Sommers erreichten Durchschnittswerte: An 66 Tagen stieg das Thermometer über 20°C an, 33 Sommertage (ab 25°C) und 9 Heiße Tage (ab 30°C) wurden registriert.
Der auffällige Sonnenscheinmangel seit Jahresbeginn setzte sich auch im Sommer fort, denn mit 568 Stunden schien die Sonne rund 100 Stunden weniger als üblich, was einem Defizit von 15 Prozent entspricht.
Das Saarland war sogar das zweit-sonnenscheinärmste Bundesland hinter Nordrhein-Westfalen.
Mit 23 Heiteren Tagen wurde das Soll um 8 Tage verfehlt. Zusammen mit dem Sommer 2011 traten diesmal mit 22 die meisten Trüben Tage der Messreihe auf – allerdings schien die Sonne vor fünf Jahren mit 532 Stunden noch seltener als diesmal.
Trotz des sehr regenreichen Unwettermonats Juni bilanzierte der Sommer in seiner Endabrechnung sogar noch etwas zu trocken. Bei einer Regensumme von 207 Liter pro Quadratmeter wurde ein Defizit von 10 Prozent erreicht. Schuld daran war die Trockenheit im Juli und August, die den nassen Juni wieder mehr als ausgeglichen hatte.
Im Sommer blitzte und donnerte es an zehn Tagen, davon entfielen allein auf den Juni die Rekordzahl von neun Gewittertagen, während der August völlig gewitterfrei bleib.
Schlagzeilen machte eine historische Unwetterserie in Deutschland, die seit Ende Mai fast drei Wochen andauerte, an denen es nahezu täglich in irgendeiner Region in Deutschland zu Unwettern kam. Verantwortlich dafür war eine stationäre Großwetterlage, bei der immer wieder schwüle und feuchte Mittelmeerluft zu uns gelangte, die im Bereich von sich über Mitteleuropa einnistenden, fast ortsfesten Tiefs bei fehlender Höhenströmung zu kräftigen Starkregenereignissen und Gewittern geführt hat.
Beständig unbeständig, so zeigte sich der Sommer über weite Strecken, die Hochdruckgebiete hatten keinen langen Atem und waren nur auf der Durchreise, so dass rasch wieder Tiefs folgten. So verlief der Sommer wechselhaft und kochte meist nur auf Sparflamme und erst ab Mitte August erfolgte eine nachhaltige Umstellung auf eine stabile Hochdrucklage mit großer Hitze zum Monatsende.
Aber auch im Juni kam es auch zu einem kurzen Hitzeeinschub am 23. Juni bei 33,5°C und erst gut vier Wochen später gab es wieder ein Hitze-Gastspiel, als am 20. Juli 34,6°C gemessen wurde.
Mit 5 Heißen Tagen in Folge erlebten wir zwischen dem 24. und 28. August die heißesten Tage des Sommers zu einem späten Zeitpunkt. Diese intensive Hitzewelle ließ das Quecksilber in Eiweiler auf 36,1°C steigen – ein neuer Rekord für die dritte Augustdekade meiner Messreihe. Am 27. August wurde mit 37,9°C in Saarbrücken-Burbach sogar die deutschlandweit höchste Temperatur des Sommers 2016 gemessen!

Witterungsverlauf der Sommermonate

Diagramm

Der Juni erreichte mit einer Regensumme von 152 Liter auf den Quadratmeter einen Überschuss von 106 Prozent und wurde so zum viert-regenreichsten Juni hinter 1990, 1997 und 2007. Die Sonnenscheindauer betrug nur 131 Stunden, was damit einen neuen Minusrekord im Juni darstellte bei einem beachtlichen Defizit von 40 Prozent.
Der erste Sommermonat startete mit der Fortsetzung der Unwetterlage von Ende Mai. Über Deutschland nistete sich Tief FRIEDERIKE ein und verursachte Blitz, Donner und starke Regengüsse, wobei kühle Luftmassen mit kurzen Warmlufteinschüben abwechselten. Dabei gingen auch im Saarland örtlich Unwetter nieder, besonders betroffen war am 7. Juni der Eppelborner Ortsteil Dirmingen und Sulzbach, wo Sturzfluten und Überschwemmungen große Schäden angerichtet haben. Von diesem Unwetter blieb Eiweiler verschont, lediglich die ortsfesten Gewitterwolken am östlichen Himmel waren von hier aus  gut sichtbar. Bis nach der Monatsmitte bleib es recht kühl bei 15 bis 20°C und der Sommer ging auf Tauchstation. Große Tagesmengen fielen am 11. und 12. Juni mit zusammen 42 Liter pro Quadratmeter. Für ein kurzes Hitze-Intermezzo sorgte am 23. Juni Hoch WOLFGANG mit Höchstwerten von 33,5°C, bevor die Gewitterfront von Tief MARINE einen Temperatursturz auf 16 Grad verursacht hat.
Mit einer Westwetterlage verlief der Siebenschläferzeitraum Ende Juni bis Anfang Juli zunächst wechselhaft.
Ab 6. Juli meldete sich der Hochsommer dank der beiden Hochs ZACHARIAS und AXEL mit sonnigen Tagen und Erwärmung auf 31°C zu Wort. Doch rasch folgte wieder Abkühlung mit wenig Regen und der Schaukel-Sommer setzte sich fort. Hoch BURKHARD brachte zwar am 20. Juli eine kurze Hitzewelle, die aber einen Tag später mit einem Gewitter wieder beendet wurde. Rasch wurde es jedoch abermals freundlicher, und sonnig verabschiedet sich der Juli, der bei einer Regensumme von 31 Liter auf den Quadratmeter sehr trocken ausfiel mit einem beachtlichen Defizit von 61 Prozent.
Außerdem war der Juli bereits der siebte Monat in Folge mit einem Sonnenscheinmangel!

Der August startete mit der bereits gewohnt wechselhaften Witterung durch Zwischenhochs und Tiefs, die aber nur wenig Regen brachten. Mit einer Tiefsttemperatur von 3,8°C fühlte man sich am 11. August schon an den Frühherbst erinnert.
Doch zur Monatsmitte übernahmen Hochs mehr und mehr die Regie, zunächst mit angenehmer Spätsommerwärme um 27°C, unterbrochen nur von einer kurzen Tief-Passage mit schwachen Schauern.
Ausgerechnet zum Ende der Hundstage ab dem 23. August lief der verspätete Hochsommer doch noch zur Topform auf. Die stabilen Hochs GERD und HARALD bescherten eine extreme Hitzewelle mit wolkenlosen Hochsommertagen im eigentlichen Spätsommer. An fünf Tagen in Folge stiegen die Höchstwerte über 30°C an, was in dieser Ausprägung Ende August seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen ist. Schließlich wurde am 26. August der Höhepunkt der Hitzewelle mit 36,1°C in Eiweiler erreicht. Diese Gluthitze ging am 29. August ohne Gewitter zu Ende und das neue Hoch IAN sorgte für einen sonnigen und sehr warmen Ausklang des Sommers.
Mit einer Regensumme von nur 23,5 Liter auf den Quadratmeter erlebten wir den trockensten August seit 23 Jahren – das Regensoll wurde nur zu 30 Prozent erfüllt.
Aufgrund der stabilen Hochdrucklage wurde die Sonnenscheinarmut der Vormonate beendet.
Auf die Folgen von Hitze und Trockenheit reagierten manche Bäume und Sträucher bereits Ende August mit dem frühen Abwerfen von Laub.
Trotz des eigentlich nassen Frühsommers wurde die Trockenheit auch deshalb so schnell zum Problem, weil durch den häufigen Starkregen zuvor, das Wasser nur oberflächlich ablief und nicht tief in die Böden einsickern konnte. Ein dazu nötiger, richtiger Landregen hat im ganzen Sommer gefehlt.

Der Sommer 2016 war ein Sommer der Extreme, der einerseits zwar als Unwettersommer in Erinnerung bleiben wird, auf der anderen Seite aber im Juli und August besser als sein Ruf war. Auf einen nassen Sommerbeginn folgte ein insgesamt zu trockener Hochsommer und ein heißer Endspurt im August.
                                                
                                              Wetterstation Eiweiler
Jörg Hoffmann
Eiweiler, den 13. September 2016

Ein Durchschnitts-Sommer 2016 der Extreme
Diagramm des Temperaturverlaufs aller Sommermittelwerte seit Aufzeichnungsbeginn 1989